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Die Taufe mit Luftspritze gehörte zum Brauch bei der ersten Überfahrt

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Friedrichshafen / sz - Ende Mai hat Claus-Christian Mittelstrass, einer der letzten noch lebenden Passagiere von LZ 129 "Hindenburg", das Zeppelin Museum Friedrichshafen und das Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH besucht. 1936, als Sechsjähriger, unternahm er die lange Reise von Frankfurt/Main nach Rio de Janeiro. Im Gespräch mit Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelin Museums, und Barbara Waibel, der Leiterin des LZ-Archivs, erzählte er spannende und lustige Anekdoten von seiner Fahrt und verglich die "Hindenburg" seiner Erinnerung mit dem originalgetreuen Teilnachbau des Zeppelin Museums.

"Als Kind war alles größer", so konstatierte Mittelstrass seine Erinnerung beim Anblick der Rekonstruktion im Zeppelin Museum. Im Alter von sechs Jahren, am 25. Mai 1936, ging er von Frankfurt/Main aus mit seiner Mutter auf die Fahrt mit LZ 129 "Hindenburg". Wie er aus den Aufzeichnungen des LZ-Archivs herauslesen konnte, erreichten sie 10500 Kilometer, drei Tage, 13 Stunden und 13 Minuten später den Luftschiffhafen von Rio de Janeiro.

Balanceact auf dem Mittelsteg

An die Mahlzeiten im Speisesaal und das Leben an Bord kann er sich noch gut erinnern, einzig die Raumdimensionen kamen ihm damals größer vor. Viele Höhepunkte der Überfahrt hat er im Gedächtnis behalten, so zum Beispiel, dass er mit der Besatzung auf dem Mittelsteg im Innern des Zeppelins balancierte und sogar mit in die Motorgondel genommen wurde – bei 100 Stundenkilometern und Fahrtwind eine eindrucksvolle Erfahrung für ein Kind. Ebenso erinnert er sich, wie sie beim Überflug eines Transatlantik-Dampfers aus den Fenstern gewunken haben, während der Dampfer aus allen Rohren geblasen hat. Beim Spielen am offenen Fenster des Luftschiffs sei ihm damals ein Spielzeugauto in den Atlantik gefallen, "das war natürlich unwiederbringlich weg".

Seine erste Äquatorüberfahrt mit dem Zeppelin wird ihm ebenfalls als eine besondere in Erinnerung bleiben: Es war Brauch, dass man bei diesem Ereignissen getauft wurde. Der kleine Luftschiffpassagier wurde stilecht im Luftschiff mit einer Luftspritze angepustet und so getauft.

Auf dem Panoramadeck der Rekonstruktion im Zeppelin Museum kam es dann für ihn zur Begegnung der besonderen Art: Er, der einst als kleiner Junge über die Gänge der "Hindenburg" rannte, findet sich neben einem sechsjährigen Besucher wieder – zwei Generationen verbunden durch die Faszination Zeppelin.


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