Friedrichshafen / sz - Er lenkte im Alter von 15 Jahren das erste Mal ein Motorrad – und er tut es mit 79 Jahren immer noch. Dass er seine um die zehn zugelassenen Maschinen auch im Alter von 80 Jahren noch bewegen wird, ist derzeit auch vorgesehen. Denn ans Aufhören denkt Motorrad-Narr Max Fessler aus Friedrichshafen nicht.
Auch wenn demnächst auf der Messe "Klassikwelt Bodensee" zum Start auf einem kleinen Rundkurs auf seiner Formular 500 die Fahne gesenkt wird, sitzt er im Sattel. Denn die Liebe zum Motorradfahren hat er sich in fast 65 Jahren erhalten. "Ein hochkarätiges Urgestein der Rennsportgemeinschaft" wurde der "Seehas" einmal genannt, der vor Ort einst den ADAC-Ortsclub mit begründete.
Triumph, BSA, Honda, Kawasaki
Ein Onkel in Steinhausen bei Bad Schussenried ist schuld, dass der junge Häfler vom Motorsport infiziert wurde. Zu ihm war Max Fesslers Familie geflüchtet, nachdem im April 1944 das Elternhaus in der Riedleparkstraße einem Luftangriff zum Opfer gefallen war. Der Onkel nahm ihn mit an seinen Arbeitsplatz nach Biberach, wo eine englische Triumph 125 stand– mit allem dran, wovon erst recht in dieser Zeit viele Jungen träumten. Es sollte der Auftakt zu einem Hobby werden – freilich weit mehr als das.
Max Fesslers erstes eigenes Motorrad war im Jahr 1952 eine deutsche Triumph 125, gefolgt von einer Puch S 125 Zweivergaser Doppelkolben oder der BSA Road Rocket A 10 650 aus England, eher er auf die Eckart-Honda CB 750 mit 970 ccm umgestiegen war. Pilotiert hat er neben anderen Maschinen wie eine Egli-Kawasaki oder eine Yahama. Unvergesslich sind alten Häflern die Grasbahnrennen an der Ravensburger Straße vor dem Seewald und das Ski-Jöring im VfB-Stadion.
Max wechselte von der Grasbahn, wo er auf seiner BSA 500 "Goldstar" Spitzenplätze einfuhr, auf die Straße. Nach der Solitude bei Stuttgart, dem Nürburg-, Hockenheim- und Schottenring war der lupenreine Amateur bei Zuverlässigkeitsfahrten auf Rennpisten in Oschersleben, Belgien oder in Österreich bei Salzburg unterwegs.
Rennfahrer-Freundschaften
Große Erfolge feierte er in den 70er Jahren beim 1000 Kilometer-Rennen von Hockenheim, als er im Zweierteam mit Karl-Heinz Kees (Kressbronn) und Josef Hage (Friedrichshafen) jeweils zu den "Top Ten" zählte. Aus dieser Zeit rühren Freundschaften bis heute: zum Beispiel zu dem im damaligen Jugoslawien schwer verunglückten Motorrad-Weltmeister Reinhold Roth, den er immer wieder in Amtzell besucht.
Seinen ersten Sieg hat Max Fessler 1967 auf der legendären Solitude-Rennstrecke in Stuttgart gefeiert, wo er mit seiner betagten BSA (Baujahr 1952) den haushoch favorisierten Hondas das Hinterrad zeigte. Seine letzte Deutsche Meisterschaft ist er vor sechs Jahren gefahren. Für seine herausragenden Leistungen ist er mit dem ADAC-Sportabzeichen in Gold mit Brillanten ausgezeichnet worden, der höchsten Würdigung des Clubs.
Pokale ohne Ende
Max Fesslers Reihenhaus in der Gartenvorstadt in Jettenhausen verrät schnell, welches Hobby er erfolgreich pflegt. Die Pokale sind dort kaum zu zählen. In zwei umliegenden Garagen hat er seine Motorräder untergebracht. Fast 40 Jahre war der Mann, der sich im Training bei den Fußball-Senioren des TSV Fischbach fit hält, und dies bis vor einem halben Jahr zusätzlich beim Squash tat, bei ZF. Dort hat er Werkzeugmacher gelernt, war er die letzten Jahre bis zum Renteneintritt als freigestellter Betriebsrat für seine Kollegen im Einsatz.
Jetzt hofft der 79-Jährige auf besseres Wetter, denn nur dann zieht er eine seiner Maschinen aus einer seiner Garagen, um mit einem Kollegen mindestens auf eine "Mini-Tour" zu gehen. Mindestens bis Brochenzell geht es dann.