Friedrichshafen / sz - Mit einer engagierten, um nicht zu sagen flammenden Rede hat Regierungsvizepräsidentin Grit Puchan Landrat Lothar Wölfle gestern im Kreistag auf seine neue Amtszeit verpflichtet. Das Gremium hatte seinen bisherigen Vorsitzenden am 24. Februar für weitere acht Jahre gewählt – mit einer Mehrheit von 92 Prozent.
"Das Ergebnis zeigt eine große Wertschätzung Ihrer Person und verweist zugleich auf die erfolgreiche Leistung der zurückliegenden acht Jahre", sagte Puchan. Die Regierungspräsidentin bezeichnete Wölfle als einen "exzellenten Verwaltungsmanager" und als "starke Führungspersönlichkeit". Er habe es verstanden, eine starke Verwaltung aufzubauen und Handlungsspielräume, die dem Landkreis durch seine wachsende Steuerkraft entstanden sind, zu nutzen. Die Herkulesaufgabe Flüchtlingsunterbringung packe der Bodenseekreis engagiert an. Wölfle habe sich insbesondere in den Bereichen Verkehr und Bildung stark gemacht und Erfolge erzielt, sagte Puchan. Beides seien zentrale Standortfaktoren.
Dieter Hornung, der als Landratstellvertreter den Verpflichtungakt leitete, mahnte Wölfle, in seiner zweiten Amtsperiode ein bisschen mehr auf die Balance zwischen Arbeit und freier Zeit zu achten. Dabei erinnerte er Wölfle an den Wahlspruch von Papst Johannes XXIII.: "Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig ..." Was dieser zumindest mit der bescheidenen Amtseinführung vor dem Kreistag und einem anschließenden Umtrunk vor dem Sitzungssaal beherzigte.
Auf eine programmatische Rede verzichtete Wölfle gestern. Gleichwohl nannte er einige Punkte, die ihm am Herzen liegen. An erster Stelle die Bildung, die der Landrat regional noch stärker vernetzen will. Die Sanierung des Bildungszentrums Markdorf sei ihm ebenso ein Anliegen wie die des alten Landratsamtes. Wölfle setzt weiterhin auf das Miteinander der Kommunen in Sachen Asyl. Das funktioniere im Bodenseekreis sehr gut - bis auf eine Ausnahme, womit er wohl Tettnang meinte. In Sachen Südbahn zeigte er sich wie seine Vorrednerin Puchan betont zuversichtlich, dass die Termine der Planung und der Finanzierungsvereinbarung eingehalten werden. Nach wie vor eine große Herausforderung sei der Straßenbau, insbesondere die Ortsumfahrung Markdorf. Aber auch in dieser schwierigen Angelegenheit machte ihm die Regierungsvizepräsidentin Mut: "Ich bin zuversichtlich, dass wir vor Gericht durchkommen, schließlich haben wir in den vergangenen 25 Jahren noch kein Verfahren verloren", sagte Puchan.
Wie hoch das Ansehen Wölfles im Regierungsbezirk ist, zeige, dass er Vorsitzender des Landratssprengels ist. Der Wahlerfolg und sein Engagement in Energiefragen hat ihn auch in der Versammlung des Verbandes Oberschwäbischer Elektrizitätswerke (OEW) aufsteigen lassen. Wölfle wird stellvertretender Vorsitzender und damit Nachfolger von Landrat Widmaier, Ravenburg, und sitzt damit im Aufsichtsrat des Energieversorgers EnBW.