Friedrichshafen / sz - Einen Tag nachdem enttäuschte Bauherren im Häfler Gemeinderat mutmaßliche Baumängel und Vertragsprobleme im sozial geförderten Neubaugebiet Buchschach beklagt hatten, scheint ihre Klage erhört zu werden. Unabhängig voneinander haben die Stadtverwaltung sowie der Notar und Gemeiderat Bernhard Leins angekündigt, in der Sache vermitteln zu wollen.
"Wir haben das Anliegen vernommen und jetzt haben wir auch die andere Seite gehört", sagte Friedrichshafens Baubürgermeister Stefan Köhler am Dienstag im SZ-Gespräch, nachdem er am Morgen offenbar mit Architekten und Bauträger zusammengetroffen war, um über die Probleme im Buchschach zu sprechen. Das Gespräch soll "professionell" verlaufen sein, so Köhler. Man habe sich darauf geeinigt, nach der Pfingstwoche einen runden Tisch mit Bauherren, dem Bauträgerunternehmen Intecta und weiteren Beteiligten einzuberufen, um in der Auseinandersetzung um angebliche Bau- und Vertragssorgen von 22 Häuslebauern im Buchschach zu vermitteln.
Häusle zum Schnäppchenpreis
Dieses schnelle Ergebnis ihres Protests dürfte die Bauherren durchaus erfreuen. Sie und sieben am Protest unbeteiligte Häuslebauer hatten zunächst gedacht, im Neubaugebiet an der Dornierstraße das große Los gezogen zu haben. Ein Haus samt Grundstück für 250000 Euro sollten junge Familien, sozial von der Stadt gefördert, dort erhalten. Daneben gibt es im Buchschach ein Mehrgenerationenhaus. Das Gesamtpaket gilt als Häfler Vorzeigeprojekt für soziales, alters- und familiengerechtes Wohnen – wären da nicht die Klagen der Bauherren.
Angebliche Mängel am Bau (siehe Kasten) und vertragliche Schwächen wollen sie an ihren Bauvorhaben jüngst ausgemacht haben. Auf einen Brandbrief an die Stadtverwaltung folgte so am Montagabend der Auftritt in der Bürgerfragestunde des Häfler Gemeinderats. "Wir haben das als Wunsch und Bitte um Hilfe an die Stadt verstanden", sagte Daniel Haider, einer der Wortführer der Bauherren, am Montag zur SZ. Er scheint etwas bewegt zu haben: Neben dem Angebot eines runden Tischs von Baubürgermeister Köhler will sich nämlich auch Notar und Gemeinderat Bernhard Leins (CDU) als Vermittler im Buchschach engagieren. Er hatte sich zunächst angegriffen gefühlt, weil die Bauherren suggeriert hätten, er habe ihnen unfaire Verträge auf den Tisch gelegt, so Leins am Dienstag.
Mittlerweile habe sich sein Ärger gelegt: "Ich sage: Leute, fahret runter", sagte er im SZ-Gespräch. Weder die Bauherren noch die Bauträgerfirma sollten jetzt Geld zum Fenster rauswerfen und es in kostspieligen Prozessen kaputtmachen.
Leins will sich dafür einsetzen, dass nun ein Sachverständiger die weiteren Arbeiten und Planungen im Buchschach im Einvernehmen mit allen Beteiligten überwacht. Und nicht zuletzt hat sich auch das Bauträgerunternehmen Intecta aus Ravensburg zur Auseinandersetzung mit den Bauherren geäußert. Zwar legt Bernd Incerpi Wert auf die Feststellung, dass keineswegs alle Bauherren im Buchschach die Kritik von Daniel Haider am Bauvorhaben teilen würden.
Trotzdem gibt er sich verhandlungs- und gesprächsbereit. Eine große Sorge hat er den Bauherren am Dienstag schon genommen: Ein möglicher Baustopp, der während der hitzigen Auseinandersetzung wohl einmal im Gespräch gewesen sei, sei völlig vom Tisch. Incerpi: "Natürlich gibt es keinen Baustopp. Ich will bis Jahresende fertig werden."
Diese Probleme sollen jetzt besprochen werden
Unter anderem folgende Punkte sind im Baugebiet laut Notar Bernhard Leins und weiteren Quellen noch Gegenstand der Debatte und sollen jetzt verhandelt werden.
Dächer: Die Reihenhäuser haben ein gemeinsames Dach erhalten. Es scheint unklar, ob dies technisch getrennt werden sollte und ob es rechtlich Eigentum einzelner oder aller Bauherren ist.
Vertragsumfang: Welche Kosten sind im Angebot enthalten, was müssen Bauherren extra zahlen.
Keller: Entsprechen sie den Anforderungen an Dichtheit und Untergrund?
Schäden am Bau: Wegen eines Unwetters war Wasser in einzelne Gebäude gelaufen. Das scheint für Gesprächsstoff zu sorgen.
Zahlungspläne: Wurden Zahlungsmodalitäten zum Nachteil der Bauherren vereinbart?