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Verwechslungen und Katzenjammer

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Friedrichshafen / sz - Die Sitzplätze im großen Saal des Volkstrachten- und Heimatvereins Friedrichshafen sind bis auf den letzten Stuhl besetzt. Die Gäste sind gespannt, welches Theaterstück sich "d´Bodenseer" in diesem Jahr haben einfallen lassen.

Drei Monate lang hatten die Laienschauspieler unter der Leitung des zweiten Vorsitzenden Reinhold Geiselhart ihr Stück geprobt. Am vergangenen Mittwochabend kamen die Gäste nun in den Genuss ihrer ersten Aufführung im Jahr 2015 mit dem Titel: "Katzenjammer", von dem Geiselhart versprach, dass es äußerst turbulent werden würde.

Jammervoll ging es tatsächlich los – und zwar mit einer zutiefst betrübten Stimmung. Mit langen Gesichtern saßen Opa Otto (Werner Regelmann) und sein Kumpel Alois (Eberhard Otto) an ihrem Gartentischchen und zogen traurige Schnuten. Ottos geliebter Marienhof, der seit Jahrhunderten im Besitz der Familie ist und aktuell von Enkelin Brigitte bewirtschaftet wird, ist pleite und muss verkauft werden.

Zu allem Überfluss ist da noch der selbsternannte, sächsische und lispelnde Künstler Friedbert (herrlich: Sven Pfeifer), der eigentlich ein gutes Herz hat, jedoch mit seiner tollpatschigen und schnorrerischen Art jedem tierisch auf die Nerven geht. Die sporadisch vorgetragenen, simplen Reime steigern sein Ansehen auch nicht gerade. Kein Wunder also, dass er für die beiden älteren Herren und den Knecht Done (Klaus Bott) ständig als Art von Ventil gilt, an dem sie ihre Wut und Frustration auslassen können.

Ein Glück für ihn, dass plötzlich die Adelige Henneliese auftaucht, der Monika Rief mit Bravour einen absolut egozentrischen und hochnäsigen Charakter zukommen lässt. Henneliese, die mit ihrer 17-jährigen Katze Charlotte angereist ist, möchte den Hof kaufen und einen Gemüse-und Obsthof daraus machen. Blut könne sie nicht sehen, die Viecher des Hofes müssen also weg.

Klar, dass das von den Herren der Schöpfung auf keinen Fall hingenommen werden kann. Nie wieder leckere Steaks, Leber- oder Blutwurst? Das darf nicht geschehen!

Zum Glück sind da noch die betagte Kreszenz und ihre schwerhörige Schwester Hermine, die den Hof ebenfalls kaufen wollen: Als Geschenk für ihren Großneffen Peterle. Der könne doch eine super Partie für Ottos Enkelin Brigitte sein, meinen die drei Herren. Die Enttäuschung jedoch ist groß, als die beiden Damen beginnen, in äußerst bevormundender Art von dem jungen Mann zu erzählen.

Für turbulente Ereignisse sorgt dann auch noch der dritte und deprimierte Kaufbewerber, Peter Gräble, der fälschlicherweise für das Peterle gehalten wird. Als dieser dann wirklich eintrifft, sind die Hofbesitzer begeistert von dem jungen, selbstbewussten Mann, der es besonders Brigitte sofort angetan hat.

Schnell kommt jedoch heraus, dass dieser eigentlich das Priesterseminar besucht, später Erz-Abt werden will und der Marienhof zum Kloster umgebaut werden soll.

Soufleuse war die Heldin

Natürlich kommt am Ende alles zum Guten, doch bis es soweit ist geht es in dem Stück "Katzenjammer" ganz schön drunter und drüber. Die Heldin des Abends saß mit Souffleuse Petra Koch aber im Verborgenen, denn so einwandfrei wie im vergangenen Jahr ging das Stück diesmal nicht über die Bühne.

Allerdings wurden die gelegentlichen Textaussetzer so sympathisch und lustig umspielt, dass selbst diese für ein Schmunzeln auf den Gesichtern der Gäste sorgten. Der Applaus jedenfalls war genauso lang anhaltend, wie im vergangenen Jahr.


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