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Flughafen-Deal: „Kaufpreis ist nicht auf dem Basar entstanden“

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Friedrichshafen / sz

Die österreichisch-deutsche Hängepartie geht zu Ende. Die Stadt Friedrichshafen wie der Landkreis übernehmen die Gesellschafter-Anteile, die der Wiener Flughafen nicht mehr haben will. Vorausgesetzt, die Gremien von Stadt und Landkreis stimmen zu und auch das Kartellamt gibt seinen Segen, werden Friedrichshafen wie der Bodenseekreis künftig jeweils 26,96 Prozent Gesellschafteranteile am Airport halten. Den zur Disposition stehenden Kaufpreis von 2,25 Millionen Euro wollen Stadt und Kreis paritätisch schultern. Am kommenden Montag steht die Entscheidung im Häfler Gemeinderat an.

Die Wiener (konkret: VIE International Beteiligungsmanagement Gesellschaft), die heute den Löwenanteil am Flughafen (25,15 Prozent) halten, sind vor sechs Jahren mit 7,7 Millionen eingestiegen. Ihr aktueller Anteil am Gesellschaftskapital beträgt 5,35 Millionen. Eine Summe, von der sie sich verabschieden müssen. Nach einer externen Wertermittlung, von der Stadt Friedrichshafen in Auftrag gegeben, stehen nun 2,571 Millionen Euro als „marktkonformer Kaufpreis“ zur Disposition. In Vertragsverhandlungen mit Oberbürgermeister Andreas Brand hat die VIE aber signalisiert, dass sie mit 2,25 Millionen Euro leben könne.

Ein zeitnaher Ausstieg der Wiener in Friedrichshafen rückt also greifbar näher. Hält sich die Flughafenchefetage angesichts des im Raum stehenden Deals zurück (Flughafensprecher Christian Wulf: „Der Sachverhalt ist Angelegenheit der Gesellschafter. Von daher nehmen wir zum Thema keine Stellung“), sagen die Wiener gleich gar nichts. Sprich, trotz Anfrage der SZ gibt es weder einen Rückruf, geschweige denn eine Aussage.

„Wenn einem was gehört, dann muss man nach seinem Sach gucken“, betont Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand. Die Konsequenz: Weil Gespräche mit potenziellen neuen Gesellschaftern zu keinem Ergebnis geführt haben, wollen Stadt und Kreis die Anteile der Wiener selbst übernehmen. Der Preis liege mit 2,25 Millionen Euro weit unter dem, was die Österreicher bei ihrem Einstieg 2007 bezahlt haben. Von einem Schnäppchen will der OB aber trotzdem nicht sprechen: „Der Wert ist nicht auf dem Basar entstanden“, sondern sei das Ergebnis eines Wirtschaftsgutachtens.

Die Übernahme soll so schnell wie möglich über die Bühne gehen. Das Fazit des OB: „Uns wäre eine Alternative lieber gewesen, aber die gibt’s nicht, deshalb müssen wir jetzt entscheiden.“ Neuen Gesellschaftern, die einsteigen, beziehungsweise Gesellschaftern, die ihre Anteile aufstocken wollen, stehe man weiterhin offen gegenüber. Aber: „Wir sind im Moment nicht in der Lage, etwas Konkretes zu melden.“ Wer im Zusammenhang mit diesem Thema raus sein dürfte, ist das Land, eine Anfrage habe nicht ganz überraschend die Antwort ergeben, dass der Flughafen ein Regionalflughafen für Bodensee und Oberschwaben sei und sich ein Flughafen wirtschaftlich selbst tragen müsse.

Wenig Konkretes hört man vom Landkreis. Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes: Mit der Entscheidung der Wiener müssten die Beteiligungsverhältnisse der Gesellschaft neu diskutiert werden. Daher stehe das Thema auf der öffentlichen Tagesordnung der nächsten Kreistagssitzung am 22. Juli.

Läuft alles so, wie es der Häfler Oberbürgermeister eingefädelt hat, würden die Stadt Friedrichshafen und der Landkreis künftig jeweils 26,96 Prozent Anteile am Gesellschaftskapital halten. Weitere Anteile: 12,44 Prozent Land Baden-Württemberg, 8,92 Prozent Technische Werke Friedrichshafen, 9,37 Prozent ZF, 7,69 Luftschiffbau Zeppelin, 3,44 Prozent IHK Bodensee-Oberschwaben, jeweils 2,12 Prozent Dornier und MTU. Bei diesem Erwerb steigt der Anteil der öffentlichen Gesellschafter auf über 75 Prozent; Stadt wie Landkreis erreichen eine Sperrminorität.


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