Friedrichshafen / sz - Zur Vorstellung des sechsten Bandes des Friedrichshafener Jahrbuchs für Geschichte und Kultur hat die Stadt am Freitagabend in die Bodenseebibliothek eingeladen und viele Geschichtsinteressierte sind dem Ruf gefolgt. Als Vertreter des Oberbürgermeisters Andreas Brand ist nicht Kulturbürgermeister Peter Hauswald gekommen, sondern der ehrenamtliche Bürgermeister Wolfgang Sigg. Er habe sich schon als Schüler sehr für Geschichte interessiert und er hat ein enges Verhältnis zur Friedrichshafener Geschichte, wie auch aus seiner fundierten Einführung deutlich wurde.
Sein Überblick über den neuen Band, der der Geschichte Buchhorns gewidmet ist, aber auch das 1250-jährige Jubiläum Fischbachs einbezieht, stand am Anfang des zweigeteilten Abends und brachte bereits alles Wesentliche auf den Punkt. Fragwürdig seien die Jahreszahlen – für die erste Erwähnung Buchhorns ebenso wie für die Stadtgründung um 1215. Sorgfältig seien die Quellen zur ehemaligen Reichsstadt Buchhorn hinterfragt und abgewogen worden. Die Geschichte des Spitals sei ebenso Thema wie der fast unbekannte museale Bestand des Stadtarchivs, der auch Objekte zur Buchhorner Geschichte umfasse.
Neben Fischbach habe auch die Domäne Manzell breiten Raum erhalten. Als Mahnung im Hinblick auf die jüngere Vergangenheit sei der Beitrag zur KZ-Außenstelle Dachau in Friedrichshafen zu verstehen.
Einen musikalischen Bezug zur Vergangenheit stellte Hartmut Semmler her: Von der Hüfte aufwärts als schmucker Junker mit Barett gekleidet, stellte er historische Instrumente wie die Schalmei vor, wie sie auch von den Meersburger Carlina-Leuten gespielt werden.
Texte vorgestellt
Im Wechsel mit Dieter Messerschmidt stellte Jürgen Oellers jeweils zwei Texte etwas ausführlicher vor und vergaß nicht zu erwähnen, dass man sie unbedingt gelesen haben müsse.
So sei die Quellenlage für Buchhorn, Friedrichshafens Vorgängergemeinde, sehr schlecht. Selbst bei der ersten urkundlichen Erwähnung sei man sich nicht ganz sicher, ob die Zahl 839 stimme oder doch 837 oder 838. Ganz zu schweigen von der Stadterhebung, vom Status der freien Reichsstadt.
Gelobt wurde die Arbeit der tschechischen Historikerin und Mittelalter-Expertin Jitka Hriková, die leider ebenso wenig anwesend sein konnte wie die deutsch-französische Museologin Elisabeth Meier, die zehn Monate lang am musealen Bestand des Stadtarchivs gearbeitet hatte.
Von der Vorgeschichte bis nahe an die Gegenwart reichen die vorhandenen Exponate wie zwei Löwen, die wohl vor dem ältesten Rathaus der Stadt gestanden haben. In diesem Zusammenhang nutzte Wolfgang Sigg die Gelegenheit, auf die Notwendigkeit eines stadtgeschichtlichen Museums hinzuweisen.
Fischbach und die Domäne Manzell wurden vorgestellt und die Geschichte der KZ-Außenstelle Dachau in Friedrichshafen. In Friedrichshafen stelle man sich auch der Geschichte der menschlichen Unzulänglichkeiten, des menschlichen Versagens, meinte dazu Stadtarchivar Jürgen Oellers.