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Wenig Begeisterung für die Frauenquote

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Friedrichshafen / sz - Mit der Zustimmung des Bundesrats hat die Frauenquote am 27. März die letzte politische Hürde genommen. Die Spitzenpositionen in deutschen Unternehmen müssen künftig mit einem bestimmten Anteil von Frauen besetzt sein. Auch die beiden größten Arbeitgeber in Friedrichshafen, die ZF Friedrichshafen AG und die Rolls-Royce Power Systems AG, müssen sich mit dem neuen Gesetz beschäftigen.

Die neue Regelung, die der Bundestag am 6. März und der Bundesrat am 27. März beschloss, trägt einen ziemlich sperrigen Namen: "Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im Öffentlichen Dienst".

In der freien Wirtschaft sind im Wesentlichen zwei Bereiche betroffen: Für Aufsichtsräte von börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen – davon gibt es circa 100 in Deutschland – ist ab dem 1. Januar 2016 eine feste Quote in Höhe von 30 Prozent vorgesehen. Die circa 3500 mittelgroßen Unternehmen, die mitbestimmungspflichtig oder börsennotiert sind, sollen sich selbst Zielvorgaben für den Anteil von Frauen in Vorstand, Aufsichtsrat und den obersten zwei Managementebenen setzen. Dazu gehören auch die ZF Friedrichshafen und die Rolls-Royce Power Systems AG.

Wie sieht’s denn dort bislang mit dem Frauenanteil aus – im Allgemeinen und speziell in Geschäftsführung und im Aufsichtsrat? Die Vorstandsetage bei ZF ist ausschließlich mit Männern besetzt, dafür gibt es im 20-köpfigen Kontrollgremium immerhin drei Aufseherinnen – interessanterweise sitzen alle auf der Arbeitgeberbank. Im Konzern sind rund 15 Prozent aller Beschäftigten weiblich. Rolls-Royce Power Systems liegt knapp darüber: Sowohl am Standort Friedrichshafen als auch weltweit liegt die Frauenquote bei knapp 18 Prozent. Im zweiköpfigen Vorstand ist keine Frau vertreten. Eines der zwölf Aufsichtsratsmandate wird von einer Frau wahrgenommen, 14 leitende Angestellte gibt es beim großen Häfler Motorenbauer.

Die Begeisterung über das neue Gesetz hält sich bei beiden Unternehmen in Grenzen. "Ob eine einheitliche Frauenquote die Teilhabe von Frauen am Arbeitsleben tatsächlich erhöht, muss sich erst noch zeigen", erklärt Jochen Mayer, Sprecher der ZF AG. "Eine weitere Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die verstärkte Gewinnung von Frauen für technische Berufe mit attraktiven Verdienstmöglichkeiten ist vermutlich zielführender."

Die Förderung und Gleichstellung von Frauen sei – unabhängig von der aktuellen Gesetzgebung – ein strategisches Ziel der Personalpolitik von ZF, betont Mayer. Schon bei der Rekrutierung werde darauf geachtet, eine angemessene Teilhabe zu ermöglichen.

Chancengleichheit

Rolls-Royce Power Systems teilt mit, dass "das Gesetz uns derzeit nur im Entwurfsstadium bekannt ist, nicht in der verabschiedeten Fassung. Wir prüfen derzeit, ob und inwiefern das Gesetz auf uns zutrifft". Das Geschlecht, betont ein Unternehmenssprecher, sei für Rolls-Royce Power Systems übrigens kein Kriterium bei der Besetzung von Führungspositionen, sondern die Kompetenz.

"Bei uns herrscht Chancengleichheit. Leider begeistern sich längst nicht so viele Frauen wie Männer für unser technikgetriebenes Geschäft. Deshalb sind die Bewerber um Führungspositionen oft und vor allem männlich." Trotzdem, lässt er wissen, gebe es auch bei Rolls-Royce Power Systems Frauen in Führungspositionen.

Sie seien vor allem in nichttechnischen Führungspositionen tätig, zum Beispiel in den Bereichen Finanzen oder Marktforschung.


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