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Im Tierheim ist das Geld immer knapp

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Friedrichshafen / sz - Wenn’s ums Geld geht, hört bei vielen Kommunen die Tierliebe auf. Nicht aber in Friedrichshafen. "Durch die große Solidarität vor allem der Stadt aber auch der anderen 15 Kreisgemeinden stehen wir finanziell nicht schlecht da, haben aber auch kein Polster", sagt Stefan Vogel im SZ-Gespräch. Er ist seit drei Jahren Vorsitzender des Tierschutzvereins Friedrichshafen. Sein Job: das wirtschaftliche Überleben des Tierheims zu sichern.

Bundesweite Schlagzeilen von Tierheimen am Rande der Pleite hat man auch in Friedrichshafen vernommen.Von Insolvenz kann im Häfler Tierheim aber keine Rede sein. "Durch konsequentes Sparen in den vergangenen Jahren aber auch durch die mit uns solidarischen Kreiskommunen kommt der Tierschutzverein finanziell gerade so durch." Vogel hat die Bürgermeister im Kreis auf einer Klausurtagung nämlich davon überzeugen können, dass sie für Fundtiere (neben herrenlosen und beschlagnahmten Tieren stellen sie den Großteil aller Heimtiere in Friedrichshafen) ihren finanziellen Beitrag erhöhen müssen. "Das Aushandeln von neuen Verträgen war zwar ein Pokerspiel", so Vogel, "es hat sich für die Tiere aber gelohnt".

So zahlen heute alle Gemeinden pro Einwohner 65 Cent, die Stadt Friedrichshafen als größter Fundtier-Lieferant hat sogar noch fünf Cent draufgelegt. "Dafür sind wir sehr dankbar", erklärt Vogel, der mit Blick auf die Stadt Friedrichshafen "von großer Solidarität mit unserem Heim" spricht. "Wenn Not am Mann war, die Stadt hat uns immer die Stange gehalten", erklärt der Vereinsvorsitzende. Unterm Strich: Die Fundtierpauschalen spülen heute 91000 Euro (Häfler Anteil 41000 Euro) im Jahr in die Kasse des Vereins. "Das ist für uns ein existentieller Brocken" im Gesamtbudget von rund 300 000 Euro.

Vogel ist sich mit seiner Kassiererin Carola Fuchsschwanz einig: "Unsere Hauptverantwortung gilt dem Wohl der Tiere im Heim". Durchschnittlich leben rund 300 Tiere von Hunden und Katzen über Meerschweinchen und Kaninchen bis zu Reptilien wie Schildkröten im Häfler Heim. Wenn man die Aufgabe vom Tier-Wohl aber ernst nehme, dürfe man auch die Zahlen nicht aus den Augen verlieren. Gelder aufs Vereinskonto fließen etwa über die Beiträge der rund 1200 Mitglieder, durch Abgabe - und Vermittlungsgebühren, durch Spenden und Erbschaften. Vor allem aber über die Fundtierpauschalen. Und das ist eine Stellschraube, an der Vogel am ehesten drehen kann.

Marode Dächer, rostige Zwinger

Der Verein ist zwar nicht klamm, aber "bislang gerade so durchgekommen". Beim "konsequenten Sparen" sei der Verein nun aber am Ende der Fahnenstange angekommen: "Wir müssen dringend in die Gebäude und Zwinger investieren." Vogel spricht von maroden Dächern, rostigen Hundezwingern, einer veralteten und deshalb sehr teuren Heizung oder einem 13 Jahre alten Tierheimauto. Allein nicht mehr aufschiebbare Neueinstellungen beim Pflegepersonal und der Mindestlohn hätten dafür gesorgt, dass alle Rücklagen bis Ende 2015 aufgebraucht seien. "Wo wir finanziell am Ende des Jahres stehen, dahinter steht ein großes Fragezeichen", erklärt Carola Fuchsloch.

Die Perspektive der Tierschützer: "Ende 2015 müssen und werden wir die Karten auf den Tisch legen", sagt Stefan Vogel und kündigt mit Blick auf die Fundtierpauschale neue Verhandlungen mit den Kommunen an. Selbstbewusstsein über die Wichtigkeit des eigenen Tuns aber auch Bescheidenheit und Verständnis für den Pflichtkatalog der Kommunen schwingen mit: "Es könnte, ja muss mehr sein." Aber: "Wir wollen nicht mehr, wie wir zum Überleben brauchen."


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