Friedrichshafen / sz - Die Raderacher Bevölkerung sammelt Unterschriften, weil die Geschwindigkeit auf der Straße zwischen Unterraderach und Markdorf von 70 auf auf 80 Stundenkilometer erhöht wurde. Der Landkreis argumentiert mit einer höheren Verkehrssicherheit. Stadt und Kreis haben sich auf diese neue Regelung geeinigt.
Raderach ist Friedrichshafens nordwestlichster Ortsteil auf Badener Gebiet und verkehrstechnisch belastet. Sollte man nicht meinen, angesichts der Idylle dieses bebauten Drumlins. Wer jedoch genau hinschaut wird nicht nur einen viel befahrenen Schleichweg von Friedrichshafen nach Oberteuringen finden, sondern auch eine Kreisstraße, die an dem Ort vorbeiführt und deren Lärmbelästigung bei den Raderachern schon so sehr zum Alltag wurde, dass kaum noch jemand darüber redet.
Der Ärger der Raderacher entzündet sich an der Änderung der Geschwindigkeitsbegrenzung an besagter Kreisstraße zwischen Unterraderach und Markdorf. Das ist in Absprache mit der Stadt Friedrichshafen erfolgt.
Offiziell ist das die K 7742, in der Umgangssprache heißt sie Müllstraße, weil sie zur Deponie Weiherberg führt. Für die Raderacher ist es die einzige sinnvolle Verbindung nach Friedrichshafen.
Das Landratsamt begründet die geänderten Geschwindigkeiten mit einer dadurch gestiegenen Sicherheit auf der gesamten Strecke.
Höhere Sicherheit
"Die K 7742 war bis 2013 hinein eine Unfallschwerpunktstrecke. Dies resultierte nach Erkenntnissen der Unfallkommission daraus, dass wechselnde Streckenabschnitte mit 70 Stundenkilometern und dann wieder als freie Strecke geregelt waren, sowie mit und ohne Überholverbot beschildert waren", sagt Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes. Diese ständig wechselnde Beschilderung habe viele Kraftfahrer dazu verleitet, an wenigen unbeschränkten Stellen riskant zu überholen und dabei auch die Geschwindigkeit nicht angepasst zu erhöhen. Der Streckenabschnitt sei deshalb auf 80 Stundenkilometer beschränkt worden. Die oben beschriebenen Gefahren und Stresssituationen würden dadurch gemindert.
Weiter heißt es: "Die Strecke kann durch dieses kontinuierliche Fahren schnell und sicher bewältigt werden. Seither ist die Strecke verkehrspolizeilich nicht mehr auffällig. Der Bereich Anschluss Raderach ist ebenfalls unauffällig."
Eine weitere Unfallhäufungsstrecke, die auf diese Weise mit Tempo 80 beruhigt wurde, ist im Deggenhausertal (L 204) zwischen Untersiggingen und Abzweig Beurener Straße (Salem-Altenbeuren).
Die Raderacher sehen das anders. Sie sehen eine weitaus höhere Gefahr durch die kürzeren Reaktionszeiten der Autofahrer, die den Einbiegenden jetzt zur Verfügung stünden. Und in Richtung Unterraderach einbiegen zu können, bedürfe es mit der geänderten Geschwindigkeitsbegrenzung einigen Glückes oder riskanter Fahrweise, sagt Thomas Böck, neben Ortsvorsteher Bruno Mainz einer der Initiatoren der Unterschriftensammlung.
Er hat die Situation vor Ort mit der höheren Geschwindigkeit, die dort jetzt gefahren werden darf, in Formeln gegossen und kommt zu dem Ergebnis, dass Tempo 80 an dieser Stelle zu hoch sei.
Alltag an der Einmündung ist nach der Änderung, dass die aus Markdorf und Unterraderach kommenden Fahrzeuge weit schneller fahren, als bisher und durch die Kurvensituation erst später gesehen werden. Immer wieder käme es an dieser Stelle zu Beinaheunfällen, weil Fahrer der einbiegenden Fahrzeuge die Geschwindigkeit der anderen Autos auf der Kreisstraße unterschätzen würden. Das sei früher anders gewesen, sagt Thomas Böck.
Daher werden jetzt Unterschriften gesammelt. Die Raderacher wollen die Geschwindigkeit im Einmündungsbereich auf mindestens Tempo 70 reduziert wissen.
Seitens der Stadt sieht man keine Probleme, das Unfallgeschehen an besagter Einmündung sei unauffällig. Die in diesem Bereich getroffene Verkehrsregelung bedürfe aus verkehrlicher Sicht somit keiner Änderung, äußert sich die Stadtverwaltung.
Die Raderacher wenden sich mit ihren Unterschriften jetzt an Oberbürgermeister Andreas Brand.