Friedrichshafen / sz - Man könnte meinen, der King höchstselbst hätte den über 600 Besuchern im Graf-Zeppelinhaus am Sonntag die Ehre erwiesen. "Elvis – das Musical" hat nicht nur die Erwartungen der Fans erfüllt. Der bekannte Elvis-Imitator Grahame Patrick doubelte Elvis Presley derart gut, dass viele ungläubig staunten - und sogar Tränen flossen.
Einzigartig und grandios wurde "Elvis – das Musical" seitens der Veranstalter angekündigt –was ja erstmal nichts bedeuten muss. Nicht selten macht sich Ernüchterung am Ende der verschiedensten Musical-Produktionen breit. Nicht so am Sonntagabend. In einer mitreißenden und fulminanten Musical-Biografie über das Leben des King of Rock’n Roll wurde die einzigartige Karriere des Künstlers aus Tupelo, Mississippi, erzählt, der 1935 als Sohn eines Landarbeiters geboren wurde. Mit seiner sanften, schwarzen Stimme aber auch mit seinen für die damalige Zeit obszön wirkende Bewegungen, revolutionierte der junge gutaussehende Mann die Musikwelt. Als der junge Lastkraftfahrer Elvis Aaron Presley 1953 in blauem Arbeitsanzug mit seiner Gitarre im Studio von Sun Records seine erste Platte "My Hapiness", ein Geburtstagsgeschenk für seine Mutter Gladys, aufnimmt, wird er von Studioboss Sam Phillips entdeckt.
Bereits ein Jahr später geht seine erste kommerzielle Single "That’s allright Mama" an den Start und katapultiert den jungen Mann in den Olymp der Superstars.
Grahame Patrick verkörperte jetzt im GZH, Jahrzehnte später, sein Vorbild in einer derart authentischen Art und Weise, dass man meinen könnte, der King sei von den Toten auferstanden.
Der Beste weltweit?
Die visuelle Unterstützung auf der großen Leinwand mit Filmdokumenten, Fotoprojektionen, Konzertsequenzen oder auch Radio- und TV-Ausschnitten sorgten bei nicht wenigen Fans im weiten Rund für Gänsehaut und Erinnerungen. "Mir wurde ganz anders, als ich auf der Leinwand die Original-Nachrichten in den verschiedensten Sprachen über den Tod von Elvis verfolgte", sagte Fan Jutta Riebsel am Ende mit Wasser in den Augen.
Wenn Patrick mit seinem betörendem Hüftschwung die Mädels zum kreischen bringt, energiegeladen mit leicht hochgezogenem Mundwinkel den "Jailhouse Rock" gnadenlos sexy performt, melancholisch einfühlsam sein "Love me Tender" schmachtet, bei "Hound Dog" den Schützenjäger anklagt, um bei "In the Ghetto" das Elend des Lebens auf der Straße zu reflektieren, dann, ja dann wird spätestens klar, dass hier einer der besten, wenn nicht laut John Wilkinson, einem ehemaligen Weggefährten Elvis‘, der beste Elvis-Darsteller weltweit auf der Bühne steht.
Aber dann ist da auch noch Stefan aus der Schweiz: Der Elvis-Fan im Publikum fällt Patrick beim gemeinsamen Refrain derart auf, dass er kurzerhand auf die Bühne begleitet wird, um minutenlang im Rampenlicht gesanglich und körperlich sein Bestes zu geben – das Publikum rastet ob dieser amüsanten aber tollen Einlage völlig aus, bevor es im Eiltempo musikalisch mit "Suspicions Minds", "Always on my mind" oder auch "Burning Love" auf die Siebziger zu geht.
Kein Halten mehr
Neben dem eigentlich Star brilliert das satte Orchester samt Sängern, allen voran "The Stamps Quartet". Jenem weltbekannten und mehrfach mit dem Grammy ausgezeichneten Gospelchor, welcher den "King" von 1971 bis 1977 auf über 1000 Konzerten sowie bei seiner Beerdigung begleitete.
Am Ende gibt es im Graf-Zeppelin-Haus kein Halten mehr. Es wird gesungen, im Rhythmus geklatscht, getanzt und gewippt. "You’re a wonderful Audience, let’s sing all together", (Ihr seid ein bezaubernderes Publikum, lasst uns zusammen singen), forderte der irische Elvis auf und über 600 Kehlen schmetterten im gemeinsamen Chor, "Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus".
Bilder vom Elvis Musical unter
www.schwäbische.de