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Tipps, mit möglicher Gewalt umzugehen

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Friedrichshafen / sz - "Wir haben in Friedrichshafen und im ganzen Bodenseekreis eine hohe Sicherheitslage", sagt Michael Schrimpf. Der Leiter des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Konstanz will das als Grundbotschaft auf die Frage nach dem Bedrohungspotenzial im öffentlichen Raum verstanden wissen. "Ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit durch Friedrichshafen laufen, ohne dass ich Angst haben muss Opfer einer Straftat zu werden."

Die Kriminalstatistik bestätigt die Aussage. Straßenkriminalität wie Raub-, Körperverletzungs-, Diebstahls- und Sachbeschädigungsdelikte gehen zurück. Auch Gewaltkriminalität, zu der Tötungsdelikte, Vergewaltigungen und schwere Körperverletzungen gehören, sind laut Polizeistatistik deutlich weniger geworden. Weshalb dann noch Prävention, wenn immer weniger passiert? Für Michael Schrimpf und Peter Köstlinger, der im Bodenseekreis für Prävention zuständig ist, hängt beides zusammen. Ohne die Aufklärung, die Peter Köstlinger und Kollegen in Schulen, bei Vereinen, in Treffs und Beratungsgesprächen leisten, sähe die Lage womöglich anders aus.

Im Übrigen hält Köstlinger von Statistiken nicht viel. "Entweder sie erzeugen Hysterie oder sie beruhigen." Beides sei im Falle von Gewaltkriminalität nicht angebracht. Jede Anmache, jeder Raub oder Diebstahl und jede Körperverletzung sei eine zu viel. Und wer weiß, wen es trifft? In der Schweiz spricht man von der "Stunde der Idioten". In Zürich liegt diese zwischen drei und fünf Uhr morgens, wenn betrunkene Männer aus den Nachtclubs gespült werden. In den Friedrichshafener Discos ist das eher zwischen 1 und 2 Uhr der Fall, sagt Köstlinger und kommt auf typische Bedrohungslagen zu sprechen. Diese träten vor allem nachts vor Discos oder auf Parkplätzen auf, in Unterführungen oder in Fußgängerzonen. Wer Konflikten aus dem Weg gehen will, solle diese Lokalitäten meiden oder nur mit Begleitung betreten. Der beste Schutz sei eine Gruppe.

Die Typen der Angreifer

Für Köstlinger gibt es zwei Typen von Tätern: der Angreifer, der sofort auf Konfrontation geht. In der Regel habe er nicht nur zu viel Testosteron (Sexualhormon), sondern eine Menge Alkohol im Blut. Da helfe nur wegrennen. Der zweite Typ sei gefährlicher. Er verhalte sich ruhig, beobachtet und sucht sich sein Opfer aus. Mit einer Frage nach Geld, Feuer oder Zigarette versuche er Kontakt zu knüpfen, manchmal auch mit einer Provokation nach dem Muster "Was guckst du..." oder "Hast du ein Problem..." In 30 Prozent dieser Bedrohung- und Gewaltsituationen sei Alkohol im Spiel. Das macht es für das Opfer nicht einfacher.

Entscheidend sei dann, Abstand zu halten, nicht ins "Magnetfeld" des potenziellen Angreifers zu geraten. Dafür gebe es viele Möglichkeiten. Die Anmache einfach zu ignorieren und weiter zu gehen, könnte als Provokation aufgefasst werden, dann hilft nur noch wegrennen. Ein Pfefferspray einzusetzen sei nur bei Einzeltätern ratsam und sei auch nicht immer praktikabel. Selbstverteidigungsgriffe einzusetzen und den Angreifer damit außer Gefecht zu setzen, sei nur Geübten möglich. Auf jeden Fall sollte der Bedrohte ganz klar zu verstehen geben, dass er in Ruhe gelassen werden will, und zwar immer in Sie-Form, nie Du sagen, rät Köstlinger.

Deutlich Hilfe rufen oder einfach laut nach der Polizei rufen, schrecke meist ab. Wenn Passanten in der Nähe sind, sollte man sie um Hilfe bitten, gezielt ansprechen und zwar so viel wie möglich. "Fünf Leute schreien Täter in jedem Fall weg", sagt Köstlinger. Wenn möglich den Angreifer etwa in einer Unterführung oder Passage nicht in die Enge treiben, sondern ihm eine Fluchtmöglichkeit lassen. Wer kann, sollte sein Smartphone nutzen, um über 110 oder 112 einen Notruf abzusetzen. Nützlich kann es auch sein, die die Kamera einzuschalten und unauffällig zu filmen. Wenn es zu einem körperlichen Kontakt kommt, sollten auf jeden Fall Spuren gesichert werden. "Wenn DNA anhaftet, ist das für uns die Zauberformel", so Köstlinger. Von Mutproben rät der Kriminalkommissar ab. Außerdem gibt er zu bedenken, dass nicht nur für Täter, sondern auch für Opfer Alkohol zur Falle werden kann. "Alkohol macht auf der einen Seite aggressiv, er kann auf der anderen Seite Menschen zu leichten Opfern machen", sagt Köstlinger.


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