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MTU-Prüfstände bekommen Filter

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Friedrichshafen / sz - Wegen schwarzer Rußwolken herrscht seit Jahren rund um das MTU-Werk in Manzell dicke Luft. Jetzt scheint eine Lösung in Sicht. Am Dienstag kündigte das Unternehmen an, vier der zwölf Prüfstände mit neuartigen Filtern zu bestücken. Sie sollen den Rußausstoß deutlich reduzieren. Der Testbetrieb der Anlage beginnt Ende 2016. Wenn sich das System bewährt, sollen auch die anderen Prüfstände damit ausgestattet werden.

Wie kriegen wir den Ruß aus den Prüfstand-Abgasen raus? Gut zwei Jahre haben Experten der MTU, der Uni Rostock und verschiedene Anbieter über dieser Frage getüftelt. Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie präsentierten sie nun gestern ein Konzept, wie diese technische Herausforderung angegangen werden soll. In einem Pilotprojekt werden zunächst vier der zwölf Prüfstände, auf denen rußintensive Motoren laufen, mit Entstaubungsanlagen ausgestattet.

"Technisches Neuland"

"Es freut uns, dass wir nun eine technische Lösung gefunden haben, die sich als realisierbar darstellt", erklärte Ulrich Dohle, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, vor der Presse. "Wir sind zuversichtlich, dass die Filteranlage die gewünschten Ergebnisse bringt". Da es eine ähnliche Anlage zur Abgasnachbehandlung für Prüfstände von Großmotoren nicht gebe, betrete der Motorenbauer "technisches Neuland". Natürlich ließ Dohle nicht unerwähnt, dass MTU mit der Installation der neuen Filter "weit über das hinausgeht, was heute gesetzlich vorgeschrieben ist" – und dafür einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand nimmt. Denn: "Das ist nichts von der Stange. Das ist Anlagenbau vom Feinsten."

Projektleiter Werner Hussal verriet, dass derzeit noch drei Hersteller im Rennen sind, die sich zutrauen, diese neuartige und sehr komplexe Filteranlage zu bauen. Alle drei favorisieren einen Gewebefilter, um die Abgase von den Rußpartikeln zu befreien. Die unerwünschten schwarzen Kleinteile sollen auf speziellen Folien gesammelt und anschließend aufgefangen und entsorgt werden. Co2-Neutral sei diese Abgasreinigung übrigens nicht zu haben, sagte Unternehmenschef Ulrich Dohle. Es sei vielmehr ein hoher Energieeinsatz nötig.

Testphase ab Ende 2016

Der Bau der ersten Testanlage soll im Frühjahr 2016 beginnen. Sichtbar auch jenseits der Werkstore wird das neue Filtersystem vor allem durch einen weiteren, 59 Meter hohen, Kamin, über den künftig gesammelt die Abgase der rußintensiven Prüfstände hinausgeblasen werden. Spätestens wenn dieser Schornstein steht, soll auch mit dem schwarzen Qualm über Manzell Schluss sein. Sollte der Testbetrieb erfolgreich verlaufen werden ab 2018 weitere Prüfstände mit der Anlage ausgestattet.

Das Landratsamt als Aufsichtsbehörde hat schon signalisiert, die Genehmigungen für die Umbauten schnell zu erteilen.

Ralf Lattner, Anwohner, Unterschriftensammler und schärfster Kritiker der MTU, sieht die neueste Entwicklung mit zwiespältigen Gefühlen. "Das ist ein guter Tag für die Luftreinhaltung", erklärte Lattner auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Nicht so richtig anfreunden kann er sich dagegen mit dem Gedanken, dass künftig ein weiterer Kamin das Landschaftsbild prägen wird. Er hofft, dass die MTU die Zahl der Motorentests bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage möglichst gering hält.


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