Friedrichshafen / sz - Wohnungseinbruch: Die Fallzahlen steigen erheblich. Auch im Bodenseekreis. Allein 2014 hat die Kripo im Bodenseekreis 203 Fälle registrieren müssen. Dabei ist die Aufklärungsquote mit 21,5 Prozent relativ gering. Das Hauptproblem liegt darin, dass Einbruch kein "Kontaktdelikt" ist. Sprich, weil sich Opfer und Täter nicht kennen, bekommt die ermittelnde Polizei auch nur wenig Handfestes zum Ermitteln.
"Das einzige, was wir als Ermittlungsansatz haben, sind Spuren und die Beute", sagt Uwe Stürmer, Leiter der Kriminaldirektion in Friedrichshafen, im SZ-Gespräch. Weil die Fallzahlen steigen ("ein bundesweites Phänomen"), durch Wohnungseinbrüche die Bevölkerung zunehmend verunsichert wird, hat die Kripo die Aufklärung von Wohnungseinbrüchen zu einem "absoluten Arbeitsschwerpunkt" gemacht. Die Verunsicherung beim Opfer entsteht weniger durch den möglichen materiellen Schaden. Eine viel größere Rolle spielt im Fall des Falles der Verlust von Sicherheitsgefühl und das "Bewusstsein, da ist jemand in meine Privatsphäre eingedrungen". Auch vor diesem Hintergrund ist in Konstanz wie auch auch im Bodenseekreis eine spezielle Ermittlungsgruppe eingerichtet worden.
Opfer und Täter kennen sich nicht. Weil der Einbrecher nach Erfahrung von Stürmer "eines nicht will: gesehen zu werden." Wenn ein Täter "einmal zuschlägt und sofort wieder verschwindet", wird es für die Kripo "extrem schwer". Etwas anderes aber sieht es bei Serientätern aus. Sie hinterlassen eine bestimmte Handschrift, bei der Spurensicherung kommt es bei den Ermittlern dann oft zum Aha-Erlebnis: "Ja, die Vorgehensweise kennen wir". Serientäter begehen viele Taten: "Mehrere Taten einer kleinen Gruppe versprechen die große Chance, eine wertvolle Spur zu bekommen." Ganz entscheidend ist nach Worten von Stürmer die überregionale Zusammenarbeit, "weil auch die Täter überregional einbrechen". So treffen sich anlassbezogen immer wieder die Dezernatsleiter rund um den See "zur Auswertung jeweiliger Erkenntnisse".
Stürmer weiß auch in Friedrichshafen von Serien, die in den vergangenen zwei bis drei Jahren angefangen haben. "Noch fehlt der entscheidende Durchbruch. Etwa mit Hilfe von DNA-Material", hofft der Kripomann. Stürmer ist in dieser Hinsicht aber zuversichtlich. Eines nämlich ist auffallend: "Es kommt immer wieder zur Aufklärung einer Serie, die schon Jahre zurückliegt."
Viel Beute in kurzer Zeit
Das Merkmal jeglichen Einbruchdiebstahls: Der Täter will in kurzer Zeit viel Beute. Uwe Stürmer appelliert in diesem Zusammenhang auch an die Bürger, eine gewisse Sorglosigkeit abzulegen. "Es ist ein Irrtum zu glauben, bei mir gibt’s eh nichts zu holen." Stürmer weiß von "vergessenem Familienschmuck im Nachtkästle, viel Bargeld im Bücherregal". Auf letzteres haben es Einbrecher hauptsächlich abgesehen. Weil es anonym ist und eine sofort verwertbare Beute ist. Grundsätzlich, "Diebe kommen nicht mit dem Möbelwagen, schleppen keine Fernseher raus. Aber alles was klein und werthaltig ist, steht im Fokus."
Der zweite Irrtum: Wenn einer rein will, kommt er rein. Diese Aussage sei nur theoretisch richtig, praktisch aber falsch, "weil ein Einbrecher für seine Tat höchstens drei bis fünf Minuten verwendet, um rein zukommen". Würden Türen und Fenster dieser Zeit widerstehen, "dann bricht der Täter nicht ein, sondern ab", weiß der Polizist. Stürmers Folgerung aus diesen Polizeierfahrungen: "Es lohnt sich, in Sicherheit zu investieren. Der Aufwand ist nicht so hoch, wie man immer wieder denkt."
Dass sich Investitionen in Schließmechanismen an Fenstern und Türen rechnen, zeigt auch ein Blick in die Statistik. Nach Worten von Uwe Stürmer seinen die Fallzahlen zwar gestiegen, die Täter würden immer öfters scheitern. So seien vor 20 Jahren drei von vier Taten gelungen, heute nähere man sich der Marke, "an der jeder zweite versuchte Wohnungseinbruch scheitert." Eines ist für Uwe Stürmer aber klar: "Besonders die Serientäter hören erst dann mit ihrem Tun auf, wenn sie hinter Schloss und Riegel sitzen." Deshalb der eindringliche Appell: "Wer einen flüchtenden Einbrecher sieht, bitte sofort die 110 wählen. Ein geschnappter Täter ist für die Kripo der allerbeste Ermittlungsansatz."