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Klinik-Chef Weindel geht mit Bundeskartellamt hart ins Gericht

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Friedrichshafen / sz - Unüberhörbare Kritik am Bundeskartellamt im Zusammenhang der Klinikfusion mit dem Krankenhaus Tettnang: Johannes Weindel wirft der Bundesbehörde in Bonn eine "unendliche akribische Prüfung" vor. Da seien Prüfer auf das Krankenhaus losgelassen worden, die vom Krankenhauswesen keine Ahnung gehabt hätten. Letztendlich seien die Kartellwächter "abenteuerlich" vorgegangen.

"Wir haben durch das Behördenvorgehen ein Jahr verloren, ein Jahr, das uns auch sehr viel Geld gekostet hat", hörten die Zuhörer in der Freundeskreis-Versammlung am Dienstagabend. Der Prozess der Klinikübernahme sei 2014 komplett von der Kartellamt-Problematik geprägt gewesen. "Die Verwaltung musste vom Amt geforderte kilometerlange Aktenreihen generieren und dann nach Bonn schicken", beklagte sich Weindel. Er habe angesichts solcher Anforderungen und Vorgaben oftmals nicht mehr geglaubt, doch noch eine Genehmigung zum Zusammengehen der zwei Krankenhäuser zu bekommen.

"Wir haben ein Jahr verloren"

Das grüne Licht des Kartellamts kam am 14. November 2014, mit der letzten notariellen Unterschrift am 20. Februar 2015 war der Krankenhaus-Deal mit der privaten Waldburg Zeil-Klinik in Tettnang unter Dach und Fach. Johannes Weindel erklärte, warum das Zusammengehen mit Tettnang wie mit Weingarten für das Klinikum "existentiell" ist: "Dahinter steckt die Qualitätssicherungsoffensive, die auch das Klinikum voll trifft." Untrennbar mit der von Gesetzgeber und Fachgesellschaften forcierten Offensive verbunden seien geforderte Mindestmengen. Sprich: Vorgeschriebene Mindest-Operationszahlen. Die seien nur über sogenannte Organzentren (Bauch, Darm, Brust, Endoprothetik) zu erreichen. Wer die Mindestmengen nicht erreiche ("Gemessen an der landesweiten Krankenhausentwicklung ist das Klinikum Friedrichshafen ein kleines Krankenhaus geworden"), der könne zwar weiter operieren – "wird dafür aber nicht mehr bezahlt". Die Konsequenz: "Entweder wir wachsen oder die Bürger Friedrichshafens müssen künftig nach Tübingen oder Ulm".

Weindel erklärte weiter, dass man in den Häusern Friedrichshafen, Weingarten und Tettnang dabei sei, "das Leistungsspektrum aufeinander abzustimmen". Geleitet sei man zunächst von der Frage, was die Politik in Sachen Qualitätssicherung fordere. Dann gehe es um die Frage, was medizinisch sinnhaft sei. Auch die Wirtschaftlichkeit spiele eine Rolle – "am Ende aber auch die Frage, wer an welchem Ort die Verantwortung übernehmen wird".

Unterm Strich: "Wir sind auf einem gutem Weg. Es dauert aber noch ein paar Wochen, bis wir wissen, was und wie wir es tun werden", bat der Klinikchef seine Zuhörer im Klinikum um weitere Geduld.

Schon vor Beantwortung aller Fragen aber ist sicher, "dass Tettnang ein hervorragendes Beckenbodenzentrum und Diabetologie hat und Friedrichshafen hervorragende Tumorzentren." Unabhängig davon, dass Weindel die drei Krankenhausküchen zusammenfassen und die Verwaltung auf einen Ort konzentrieren will, "steht das Klinikum Friedrichshafen vor den größten Veränderungen, seit es das Krankenhaus gibt." Und: "Was derzeit innerhalb der drei Klinik GmbHs passiert, gleicht einem großen Verschiebebahnhof."


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