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Erneute Sachbeschädigung: Täter hacken Hand ab

Friedrichshafen / sz - Einer Heiligenfigur in St. Petrus Canisius ist am Rosenmontag der Kopf abgeschlagen worden, einer anderen die Hand. Am Wochenende, grademal fünf Wochen nach der letzten Missetat, kam es erneut zu einer Sachbeschädigung im Gotteshaus: Ein unbekannter Täter trennte dem Jungen, dem Antonius das Brot reicht, die linke Hand ab. "Es ist schlimm", sagte Pfarrer Bernd Herbinger gestern bestürzt.

Der jüngste Vorfall ereignete sich laut Polizeibericht zwischen Freitag und Sonntag, "genauer lässt sich der Zeitpunkt nicht bestimmen", erklärte der Pfarrer gegenüber der SZ. Nach der sonntäglichen Messe um 20 Uhr sei einer Besucherin aufgefallen, dass dem Jungen, der zur beliebten Antonius-Figur gehört, die linke Hand fehlt. Sie wurde abgeschlagen, nur ein kleiner Draht lugt noch aus dem altem Holz hervor. Von der Hand fehlt jede Spur, der Täter scheint sie mitgenommen zu haben.

Hand muss rekonstruiert werden

Laut Polizeibericht beläuft sich der Sachschaden dieses Mal auf etwa 500 Euro. "Grob geschätzt", sagte Herbinger. Wie teuer es letztlich für die Kirchengemeinde wird, sei nicht absehbar. Bis die Figuren, die im Februar beschädigt wurden, restauriert sind, dauere es noch eine Weile. Auch Antonius und der Junge werden demnächst in die Werkstatt nach Rottweil gebracht. Der Fakt, dass die abgeschlagene Hand nicht aufzufinden ist, macht die Arbeit an den alten Figuren nicht billiger: "Die Hand muss anhand von Bildern rekonstruiert werden", erklärte der Pfarrer, wofür zwar nur wenig Material, dafür umso mehr Stunden verwendet werden müssen. "Es ist machbar, die Figur wird aber stark an Wert verlieren."

Nur ein paar Meter neben der beschädigten Antonius-Figur ist der Sockel zu sehen, auf dem einst Judas Thaddäus stand. Darunter hängt ein Kässchen mit der Aufschrift "Vandalismus wird von keiner Versicherung übernommen. Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, dass unser Judas Thaddäus bald wieder auf seinem Platz steht." Wären die Figuren, die am Rosenmontag und am vergangenen Wochenende mutwillig beschädigt worden sind, gestohlen worden, hätte die Versicherung bezahlt. "Bei Vandalismus ist das anders, da gibt’s kein Geld", sagte Bernd Herbinger. Wer vor fünf Wochen sein Unwesen im Gotteshaus trieb, bleibt ein Rätsel, sagte Polizeisprecher Fritz Bezikofer. "Einen konkreten Zeugenhinweis hat es nicht gegeben." Es werde weiterhin wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung ermittelt

Konkrete Pläne, die Figuren in St. Petrus Canisius zu schützen, gibt es bislang nicht. Das könnte sich künftig ändern: In der nächsten Kirchengemeinderatssitzung will Pfarrer Herbinger die Problematik thematisieren. In der Stadtkirche St. Nikolaus würden die Objekte beispielsweise alle kameraüberwacht, berichtete Herbinger. Eine ähnliche Überwachung in der Canisius-Kirche zu installieren, wäre zum einen zeit-, zum anderen und kostenintensiv. Alternativ könnte sich Herbinger vorstellen, die Figuren künftig unter Glas zu schützen.

Wer seine Zerstörungswut an den alten Heiligenfiguren in der Stadtkirche auslässt, ist dem Pfarrer immer noch ein großes Rätsel: "Dahinter wird wohl ein psychisches Problem stecken, es scheint ein verwirrter Geist zu sein."

Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei unter Telefon 07541 / 70 10 zu melden.


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