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Der schmale Grat zwischen Fröhlichkeits- und Frustsaufen

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Friedrichshafen / sz - Mal befragte sie das Publikum zu seinen Wehwehchen, mal suchte sie Handwerker, mal Schwangere, dann die echten Liebespaare oder auch diejenigen, "die richtig doofe Namen haben". So hat Mirja Boes am Samstag im GZH das Publikum nicht nur gut unterhalten, sondern auch ordentlich auf Trab gebracht. Zuletzt tanzte gar ein von der Komikerin zusammengestelltes Pärchen – Bärbel und Bernd – Discofox auf der Bühne.

"Pilates!", ruft die 24-jährige Dorina in den Saal, als Boes fragt, wer denn unter den Zuschauern die Volkskrankheit "Rücken" habe und an was genau er oder sie leide – schon ist ein neues Krankheitsbild entstanden, das den ganzen Abend lang als Running Gag herhalten darf. Überhaupt erfährt die Comedian so einiges über ihr Publikum. So beispielsweise auch, dass der 15-jährige Benito mit seinem Vornamen zufrieden ist, Bärbel ein paar Plätze weiter ihren Namen jedoch als "sehr doof" einstuft und Mirea Heidi weder ihren ersten noch ihren zweiten Vornamen für wirklich schön hält.

Ein Lied aufs Handwerk

Und als sie sich auf die Suche nach zwei Handwerkern aus dem Publikum macht, meldet sich die "neigschmeckte" Theresa und überrascht mit einem frauenuntypischen Beruf: Sie ist nämlich Schornsteinfegerin. "Fasst sie mal an, sie bringt Glück", fordert Boes ihre Musiker auf und lässt Theresa als kleinen Wettbewerb gegen Heizungsbauer Klaus – ebenfalls ein Zuschauer – ein hölzernes Weinregal aufbauen. Drei Minuten und 50 Sekunden haben die beiden, denn so lange geht das Lied, das die Komikerin zum Handwerkern parat hat. Nach einem gründlichen Biertest steht dann auch das Ergebnis fest: Theresa hat gewonnen und erhält ein geöffnetes Bier zum Fröhlichkeitssaufen, während Klaus seines selbst öffnen muss und zum Frustsaufen bekommt.

Auch für die Liebe tut Boes etwas. Martin Gebhardt muss seiner Frau Bine live auf der Bühne einen Liebesbrief schreiben, was er seit 26 oder 21 Jahren – da sind sich die beiden nicht ganz einig – nicht mehr getan habe.

Mehr als zweieinhalb Stunden unterhält die Kabarettistin mal mit und mal ohne Gesang ihr Publikum mit Lästereien aus dem Leben als Frau und Mutter, wobei sie sich lässig und wortgewandt unterhalb der Gürtellinie entlanghangelt und Anekdoten aus ihrem – angeblichen – Alltag preis gibt. "Ich bin keine perfekte Mutter. Ich musste schon mal aus einer Slipeinlage eine Windel basteln", verrät sie dabei etwa.

Die Spaßmacherin macht im Graf-Zeppelin-Haus gute Laune – mit ihrer Musik, mit ihrer Band und mit ihren Sprüchen, die zwar manchmal ein wenig böse, aber nie zu böse sind – ganz entgegen ihres Nachnamens, den sie natürlich auch ab und an zum Thema macht.

So vergeht das lange Programm wie im Flug und das Publikum verlässt den Saal nicht vor den beiden gesungenen Zugaben und viel begeistertem Applaus.


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