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Landrat: "Wie der Hamster im Laufrad"

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Friedrichshafen / sz - Im vergangenen Jahr sind rund 500 Asylbewerber neu in den Bodenseekreis gekommen. Dieses Jahr erwartet das Landratsamt 1200 bis 1500 Zuweisungen. Diese Zahlen nannte Sozialamtsleiter Reinhard Friedel am Dienstag in der Sitzung des Sozialausschusses. Die Anerkennungsquote liege derzeit unter fünf Prozent.

"Wie der Hamster im Laufrad", so beschrieb Landrat Lothar Wölfe die Lage. Kaum, dass man sich durch eine neue Möglichkeit der Unterbringung Luft verschafft habe, komme die nächste Zuweisung. Es gelte nach wie vor, was er im November 2014, gesagt habe: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand." Kein Wunder: Seit 2007 haben sich die Asylanträge in Deutschland verzehnfacht.

In den derzeit 15 Gemeinschaftsunterkünften gibt es nach Aussagen von Friedel 521 Plätze. Geplant beziehungsweise in Vorbereitung sind weitere 236 Plätze, darunter fünf Wohnungen mit 25 Plätzen, die die Stadt Friedrichshafen zur Verfügung stellt und ein Haus in der Ehlersstraße mit 39 Plätzen, das ab Mai belegt werden kann, darüber hinaus 15 Plätze am Krankenhaus Tettnang. Ab April stehen in Überlingen-Deisendorf 85 Plätze, in Kehlen 32 Plätze und in einer ehemaligen Gardinenfabrik in Immenstaad 40 Plätze bereit.

21 Vollzeitstellen für Asyl

Das werde nicht ausreichen. Deshalb sei das Liegenschaftsamt des Kreises dran, weitere Möglichkeiten auszuloten und Objekte zu finden. Zurzeit arbeiteten 21 Vollzeitstellen im Landratsamt am Thema Asyl, sagte Friedel. Die untere Aufnahmebehörde habe 4,5 Stellen dazu bekommen, die Bau- und Liegenschaftsverwaltung 3,6 Stellen. Für die Begleitung und Beratung der Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften stehen im östlichen Kreisgebiet drei Fachkräfte des Roten Kreuzes und zwei Fachkräfte des Diakonischen Werkes zur Verfügung.

Die tägliche Arbeit bestehe unter anderem in der Aufnahme und Unterbringung, in der Leistungsgewährung, der Heimverwaltung, der Akquise und Bewirtschaftung der Unterkünfte, der Anschlussunterbringung in den Gemeinden und nicht zuletzt in der Zusammenarbeit mit DRK, Diakonie und Ehrenamtlichen, die einen wichtigen Stellenwert einnehmen.

41 Prozent Balkan-Flüchtlinge

41 Prozent der Asylbewerber, die im März von den Landeserstaufnahmestellen in die Gemeinschaftsunterkünfte im Bodenseekreis zugewiesen wurden, kamen aus den Balkanstaaten. Die Asylanträge dieser Personen würden zu fast 100 Prozent abgelehnt, sagte Friedel. Die Zuwanderung dieser Menschen aus Serbien, dem Kosovo oder Montenegro laufe über das politische Asyl auf einer falschen Schiene, sagte Landrat Wölfle und plädierte für ein neues Zuwanderungsgesetz. Nur 16 Prozent der Asylbewerber kamen im vergangenen Monat aus Syrien, acht Prozent aus Gambia und sieben Prozent aus Nigeria, wie die Statistik zeigt.

3,8 Millionen Euro Zuschüsse

Die finanziellen Auswirkungen, die das Thema Asyl hat, sind im Verwaltungs- und Vermögenshaushalt dargestellt. Demnach sind im laufenden Jahr 3,8 Millionen Euro Zuschüsse vorgesehen, das sind 1,5 Millionen Euro mehr als 2014. "Was wir vom Land bekommen reicht längst nicht", sagte der Landrat.

In der Anschlussunterbringung seien Städte und Gemeinden sehr bemüht, Wohnungen zu finden und ihren Verpflichtungen nachzukommen. Nach Abschluss des Verfahrens, spätestens nach 18 Monaten müssen die Asylbewerber die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen und werden den Kommunen zugewiesen. Momentan befinden sich nach Angaben von Friedel etwa 850 Personen im Asylbewerber-Leistungsbezug (entspricht in etwa Hartz IV). Die Zahl der in Gemeinschaftsunterkünften und in Anschlussunterbringung Lebenden belaufe sich im Bodenseekreis auf etwa 1000 Menschen. Das sind 0,5 Prozent der Kreisbevölkerung.

Einen Wegweister für Flüchtlingsbetreuung finden Sie auf der Internetseite unter Soziales & Gesundheit. Die nächste Asylkonferenz findet am 16. März im Landratsamt statt.


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