Friedrichshafen / sz - Warum alte Menschen manchmal etwas sagen oder tun, was sich keiner so genau erklären kann, das lernen Kinder zwischen vier und fünf Jahren im evangelischen Kinderhaus Habakuk seit Kurzem in einer wöchentlichen kleinen Lernstunde zum Thema Demenz.
Alle 15 Kinder der Altersgruppe haben sich nach einer Einführungsveranstaltung im Dezember dazu entschieden, bei diesem Theoriekurs freiwillig mitzumachen. Angeleitet wird der Unterricht in zehn Einheiten von Dorothea Etzel. Die gelernte Krankenschwester ist beim Sozialdienst der Bruderhaus Diakonie tätig und nimmt aktuell an einer Weiterbildung zur Altenpflegerin teil.
"Das Thema Demenz ist heutzutage sehr präsent und für Schulkinder gibt es viele Ansätze und Bücher. Das Lehrkonzept "KIDZELN" für jüngere Kinder wurde erst 2011 entwickelt und auf dem basiert meine Arbeit", sagt Etzel. Für sie sei die Idee naheliegend gewesen, den Kindern des Kinderhauses das Thema nahezubringen, da bereits seit sechs Jahren eine Kooperation zwischen dem Wilhelm-Maybach-Stift und Habakuk aus gegenseitigen Besuchen und gemeinsamen Aktivitäten bestehe. "Es freut die alten Menschen sehr, Kinder um sich zu haben", erklärt sie und auch für sie sei es auch schön, Kleinen beim Namen und besser zu kennen.
Montags wird auf spielerische Art und Weise gelernt und alle paar Wochen mittwochs wird zusammen gebastelt, gesungen oder auch mal gebacken. Für Gottesdienste kommen die Bewohner des Stifts auch mal rüber in das evangelische Kinderhaus. "Da sehen wir dann immer, dass sich die Kinder, die im Vorjahr mit den Besuchen im Betreuten Wohnen an der Reihe waren, ihre Besuche in guter Erinnerung halten", sagt Christine Bachert, die als Erzieherin im Kinderhaus arbeitet und die Kooperation von Anfang an mitbetreut hat. Auch sie freut sich über den neuen Ansatz, die Besuche zu begleiten.
In zehn Einheiten bekommen die Vier- bis Fünfjährigen – denn in eben diesem Alter finden die seit sechs Jahren etablierten allmonatlichen Besuche im Wilhelm-Maybach-Stift auch statt – zunächst vermittelt, wie ihr Körper und vor allem das Gehirn und die Nerven funktionieren und danach auch, was eben passiert, wenn das alles nicht mehr so funktioniert, wie es sollte.
"Tastet mal dahinten, da ist so ein harter Knubbel", leitet Etzel die an diesem Montag anwesenden 13 Kinder im Stuhlkreis an, ihre eigene Wirbelsäule zu ertasten.
Die Kinder haben in den letzten vier Montagsstunden sehr gut aufgepasst und können so Einiges beitragen. Was passiert, wenn beispielsweise die Info verloren gegangen sei, dass man Essen in den Mund stecke, das erklären sich die Kinder auf eine ganz eigene Art: "Dann käme das Gummibärchen nicht in den Mund sondern in den Bauchnabel!"