Friedrichshafen / sz - Die Schwäbische Zeitung Friedrichshafen hat im Sommer 2012 einen Leserbeirat ins Leben gerufen. Das Gremium sollte der Redaktion Meinungen, Stimmungen und Kritik aus der Leserschaft näher bringen – was prima funktioniert hat. Jetzt ist der Leserbeirat nach Ablauf seiner Amtszeit verabschiedet worden.
Der Beirat hat in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren vor allem Blattkritik geübt und darüber hinaus wertvolle Hinweise für die Arbeit der Redaktion gegeben. Zur letzten Sitzung kam das Gremium am Dienstagabend zusammen. Ein Anliegen des Leserbeirates, der sich in den zurückliegenden Jahren nie mit klaren Worten der Kritik und des Lobs zurückgehalten hat, war immer die Betonung der Wichtigkeit selbst recherchierter Geschichten jenseits offizieller Termine.
Nicht nur Terminjournalismus
Dass dabei die Meinungen auseinander gehen können, zeigt die Debatte um die Festplatte, die ein ehemaliger Rathausmitarbeiter zum Sperrmüll gestellt hatte. Einige Beiräte vertreten die Ansicht, dass dieses Thema zu umfangreich und vor allem zu oft gewürdigt wurde, andere sagen, dass die SZ die Angelegenheit noch viel kritischer hätte hinterfragen müssen. Einig sind sich die Leserbeiräte darin, dass sie exklusive Geschichten und Themen, die nicht aus Terminen und offiziellen Anlässen hervorgehen, als deutlich interessanter bewerten als das, "was auch bei anderen zu finden" ist.
Umfangreich diskutiert wurde auch das Thema Asyl. Man solle hinter Zahlen und Fakten schauen und die Schicksale wie auch die rechtlichen Grundlagen für Abschiebung und Anerkennung erläutern, so die Empfehlung. Auch zu anderen Themen haben die Leserbeiräte eine Meinung. So fragen sie sich, warum die Arbeiten am Riedleparktunnel so lange dauerten und dort nicht wie etwa bei der Baustelle des Arlbergtunnels sieben Tage und 24 Stunden gearbeitet wurde. Die kritische Berichterstattung der Schwäbischen Zeitung zu den Bürgerbällen und der Fernsehfasnet fand Anerkennung, die Dominanz Ravensburger Themen auf der Seite "Wir am See" wurde eher kritisch betrachtet.
Positive Kritikfähigkeit
Während die SZ-Redaktion dem Leserbeirat ausdrücklich für die konstruktiven Rückmeldungen und die gute Mitarbeit dankt, gibt das Gremium dieses Dankeschön auch an die Redaktion zurück. So stellt Leserbeirat Hans-Peter Walser als besonders positiv die Kritikfähigkeit der Redaktion dar. "Ein wichtiges Erlebnis für mich war die Erkenntnis, dass auch Redakteure Menschen sind, die zuhören können", sagt Hans-Peter Folz.
Gemeinsam appellierten die Leserbeiräte schließlich an die Redaktion, an den Themen dran zu bleiben und kritisch zu nachzufassen, "warum beispielsweise die Ampel am Schloßgartenhotel wieder eingeschaltet worden ist", so Folz.
Die Redaktion wird die Anregungen ernst und sich auch die Kritik von Bruni Baumann zu Herzen nehmen, es gebe immer noch Rechtschreibfehler. Sie appelliert aber auch an alle anderen Leserinnen und Leser, sich nicht zu scheuen, bei Anregungen, Kritik und Ideen das Gespräch mit der Redaktion zu suchen.