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Weinselige 'Talking Guitar': Im Gessler 1862 wird Lyrik im Jazz-Rhythmus serviert

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Friedrichshafen / sz - 'Weinselig' hat sich am Mittwochabend Thomas Lutz’ 'Talking Guitar' gegeben und die Gäste im randvollen Gessler 1862 haben es von Herzen genossen.

Jazz und Lyrik verbindet das Ehepaar Lutz gern – die Jazz-Gitarre ist Thomas Lutz’ Metier und seine Frau Friederike liebt es, Lyrik zu durchstöbern, passende Leckerbissen herauszupicken und lebendig zu servieren. Der ganze Körper spielt mit, wenn sie mit Ada Christen verschwörerisch auffordert: 'Trink Champagner!' oder wenn sie mit Alfred Brendels Gedicht 'Einmal im Jahr' erzählt, wie einmal im Jahr Engel und Teufel miteinander Menschen spielen dürfen. Ja, richtig gehört: Friederike Lutz sucht nicht nur bei bekannten Lyrikern wie Rilke oder Mörike, sondern hat auch entdeckt, dass Alfred Brendel, der bekannte Pianist, sehr gute Lyrik geschrieben hat.

Gedichte als Rap zur Musik

Wechselten sich an vorhergehenden Abenden Jazz und Lyrik ab, so kündigten die beiden diesmal eine Premiere an, ein kleines Experiment: Gedichte als Rap zur Musik. Nun stellt man sich gemeinhin den Rap als sich überschlagenden Text vor, dem man kaum mehr zu folgen vermag, doch hier war es anders gemeint. Schon die Musiker der 70er Jahre hätten ihre Botschaft – damals eine politische – zur Musik verbreitet. Hier geschah es mit den Gedichten, die Friederike Lutz zum Rhythmus der Musik sprach, was gleich beim ersten – Eva Strittmatters 'Hinterglasbild' sehr gut herüberkam oder auch wenn sie mit Friedrich Martin von Bodenstedt ausrief: 'Füllt mir das Trinkhorn!' und frech weitermachte mit 'Trinken macht selig, Fasten macht krank...' Andere Gedichte sprach sie auch ohne Musik, ebenso die köstliche Erzählung von Heinz Erhardt über Einladungen junger Männer in Familien heiratsfähiger Mädchen – mit und ohne Alkohol.

Doch vergessen wir über der eingestreuten Lyrik nicht die Musik, für die Thomas Lutz aus dem Swing und dem Bepop der 40er Jahre schöpfte, aber auch Exkursionen zu Ohrwürmern wie George Gershwins 'Summertime' oder Elvis Presleys 'Love me tender' machte. Als Gast hatte Lutz den Häfler Kontrabassisten Heiner Merk mitgebracht, und es war eine reine Freude, das Zusammenspiel der beiden zu beobachten. Mal ging’s flott mit 'Stompin’ at the Savoy', mal genießerisch mit dem Jazz-Standard 'Satin Doll' weiter, Blicke trafen sich, ein Lächeln, ein stilles Einverständnis. Mal trat der eine mehr hervor, mal der andere, und immer spürte man den Spaß, den sie selbst daran hatten und der sich auf die Zuhörer übertrug. Die saßen beim Wein, knabberten am Flammkuchen oder schlürften Chili con carne, einige unterhielten sich leise, andere schlenderten während der Musik an den Regalen entlang – ein Abend zum Entspannen und Genießen.


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