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Professionell gemachte, seichte Fernsehunterhaltung

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Friedrichshafen / sz - Wie in den vergangenen Jahren auch gab es wieder eine professionell gemachte, seichte Fernsehunterhaltung für 'Gelegenheitsnarren' zu sehen.

Ohne Frage, der SWR ist wirklich bemüht im Stile anderer Fernsehfasnachten dieses Format auf Südwestdeutschland, bzw. den alemannischen Kulturraum zu übertragen, dieses Vorhaben allerdings erscheint immer noch wie eine Herkulesaufgabe, denn unsere schwäbisch-alemannische Fasnet lässt sich nur sehr schwer medial darstellen, und deswegen gab es auch nichts davon zu sehen.

Die Narrenzunft Seegockel, schon vor Jahren als Kulisse ausgewählt, tut alles in Ihrer Macht stehende, der Veranstaltung ein wenig Lokalcolorit zu verleihen. Die Veranstaltung im GZH profitiert ungemein von dem Engagement der Häfler Narren. Sie sind es auch, die der Veranstaltung ein Seelenleben verleihen. Meines Erachtens kommen die Seegockel in dieser Sendung deutlich zu kurz.

Hier gäbe es ganz bestimmt einiges Erwähnenswertes, auch wenn Fakten zu Häsern und zu Personalien der Zunft vielleicht schon in der Vergangenheit einmal erwähnt wurden, so möchte doch der Fernsehkonsument aus Oberschwaben etwas mehr von seiner Heimat sehen…

Bei den Kameraschwenks durch das Publikum war deutlich zu sehen, dass der Anteil an organisierten Narren im Laufe der Jahre deutlich abgenommen hat. Dies muss kein Qualitätsmerkmal sein, zeigt aber, wohin sich die Veranstaltung bewegt. Nett aufbereitete, leicht verdauliche Unterhaltung für den einmaligen Ballbesucher oder den Fernsehkonsument, der jahreszeitlich bedingt, nun eben so etwas ansieht, anstatt sich einer Comedy-Show des Privatfernsehens zu bedienen.

Die Auswahl der Auftritte entspricht dem Drehbuch denn der Pool ist unerschöpflich, kann man sich doch mindestens landesweit bedienen.

Tolle Sache diese Tanzauftritte – perfekt!

Eben – perfekt! Wie schön wäre es doch gewesen, ein heimatliches Männerballett, vielleicht ein Häfler Verein, mit haarigen Männerbeinen und einigen Fehltritten zu sehen, garniert vielleicht noch mit einigen lokal bekannten Gesichtern…

Sicher die Fernsehlandschaft bis hinauf zum Main muss bedient werden, die können mit lokalen Spezialitäten vom See nicht zwingend etwas anfangen, aber Perfektes gibt es schon so vieles im Fernsehprogramm.

Allein die Zunft der Seegockel hätte auch einige wirkliche Hochkaräter zu bieten, wie es der Büttel Werner Böhmer in den vergangenen Jahren ja schon unter Beweis gestellt hat.

Als absolutes Highlight der Veranstaltung kann man ohne Frage Roli Berner vom gegenüberliegenden Seeufer betrachten. Als Einziger schon seit Jahren fixer Bestandteil, hat er es auch in diesem Jahr wieder geschafft, mit seiner kauzigen Puppe Igor und minimaler Kulisse aktuelles Zeitgeschehen und humoristische Klassiker intelligent zu vermischen und sympathisch zu präsentieren.

Die zwei Damen von 'Dui do on de Sell' konnten auch mit messerscharfer Beobachtungsgabe des Frau-Mann-Verhältnisses so manches aufdecken, was dem Einen oder Anderen aus persönlichen Gesprächen bekannt vorkommen dürfte, klasse gemacht und schwäbisch!

Während Heinrich del Core mit seinem Spruch über die österreichischen Nachbarn, hier am Seeufer beinahe zum Rohrkrepierer mutiert wäre, konnte Bernd Kohlhepp, alias 'Frau Schwerdfeger' zum guten Schluss noch einmal einen Glanzpunkt setzen. Die Kombination von AC/DC und Thymiantee auf schwäbisch war wirklich originell.

90 Min professionelle Unterhaltung, die durch mehr Seegockel an Seele und Emotionalität gewonnen hätte.

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Frank 'Labello' Habelmann ist Zunftmeister des NV Haidachgeister Kressbronn e.V.


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