Friedrichshafen / sz - Seit ein Grundstücksbesitzer in der Schwäbischen Zeitung heftige Kritik am geplanten Bebauungsplan für die Friedrichstraße geübt hat, wird über die Zukunft des Quartiers gestritten. Im Gespräch mit Martin Hennings sagt Dietmar Kathan, Vorsitzender der Architektenkammer im Bodenseekreis, dass er die Stadt auf dem richtigen Weg sieht.
Wie beurteilen Sie den Bebauungsplanentwurf für das Areal in der Friedrichstraße?
Ich denke, dass Rahmen- und Bebauungsplan an der richtigen Stelle ansetzen. Man greift die ursprünglichen Ansätze auf und will wieder einen Boulevard mit Stadtraum und Aufenthaltsqualität für alle schaffen.
Ein Kritikpunkt lautet: Mit der Vorgabe einer durchgängigen Lochfassade und einheitlicher Gebäudehöhen schränke man architektonische Gestaltungsmöglichkeiten ein und schrecke mögliche Investoren ab. Stimmt das?
Ich halte die planerischen Ansätze für plausibel und würde nicht raten, aus dem bestehenden Boulevardcharakter auszubrechen. Natürlich verträgt eine Stadt auch architektonische Solitäre. In der Friedrichstraße halte ich es aber für besonders wichtig, auf Maßstäbe, Umgebung, Beziehungen zu achten, um den Charakter der Bebauung zu erhalten oder zu stärken.
Ist Bürgerbeteiligung das richtige Instrument?
Eines davon. Ich denke, dass auch Architekten-Wettbewerbe wie zum Beispiel bei den Bädern und Mehrfachbeauftragungen gut und sinnvoll sind. Wenn die Bedingungen dann so sind, dass noch mehr Architekturbüros aus der Region dabei sein können, dann ist es umso besser. Im Übrigen denke ich auch, dass Friedrichshafen einen städtebaulichen Masterplan braucht, der Leitplanken der künftigen Entwicklung beschreibt.
Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand hat sich bis dato nicht gerade als großer Freund von städtebaulichen Masterplänen gezeigt.
Ich glaube trotzdem, dass wir eine Vision haben sollten für diese Stadt, die sich dann aber nicht zur Doktrin auswachsen darf. Eine Stadt, die so wichtig ist und sich angesichts ihrer wirtschaftlichen Kraft auch so wichtig nimmt wie Friedrichshafen, braucht einen Plan.
Von der Vision zum schnöden Mammon: In der SZ hat ein Grundstücksbesitzer davon gesprochen, dass mit Neubauprojekten in der Friedrichstraße Quadratmeterpreise von 6000 bis 8000 Euro möglich seien. Teilen Sie die Einschätzung?
Wenn man hochpreisig baut, rechnet man mit Kosten um die 3000 Euro pro Quadratmeter. Der Rest ist Benefit. Trotzdem werden Sie Menschen finden, die solche Preise bezahlen. Ich glaube allerdings prinzipiell, dass Luxuswohnungen nicht unser Problem sind. Der Schuh drückt am anderen Ende. Bezahlbarer Wohnraum ist recht knapp in Friedrichshafen, hier besteht Handlungsbedarf. Dabei überlassen wir das Feld zu stark den Bauträgern und Investoren. Nach meiner Einschätzung wären da vor allem auch öffentliche Akteure gefragt. Die Städtische Wohnbaugesellschaft SWG trägt das ja sogar im Namen.