Friedrichshafen / sz - Mit Wucht haben die Verkehrstage in der Claude-Dornier-Schule begonnen. Elf Tage werden gut 1500 Schüler über Aspekte zur Verkehrssicherheit, Gefahren und möglichen Konsequenzen im Straßenverkehr aufgeklärt.
"Prozentual gesehen gehören die 18- bis 25-Jährigen zu den Autofahrern mit den meisten Verkehrsunfällen", sagt Schulleiter Stefan Oesterle. Dass seit Beginn des aktuellen Schuljahres bereits zwei Schüler der Schule tödlich verunglückt sind, sind zwei traurige Gründe mehr da, die Verkehrstage anzubieten.
Mit einem beeindruckenden Spektakel wurde den Schüler vorgeführt, welche Kräfte bei einem Unfall wirken: Aus fünf Metern Höhe wird ein Auto auf Baumstämme fallen gelassen. Die Schüler der Schule beobachten das Ereignis, dessen Ergebnis einem Unfallhergang entspricht, bei dem ein Wagen mit einer Geschwindigkeit von 35 Stundenkilometern gegen einen Baum fährt. Die Fahrerseite ist komplett eingedrückt, die Dummie-Puppe liegt eingeklemmt im Wagen, die Frontscheibe gesprungen und die Holme verbogen. Herbert Erlenbusch vom Polizeipräsidium Konstanz moderiert den Vorgang.
Die Schüler haben mit ihren Handys den Crash fotografiert oder gefilmt. Da pickt sich der Polizeibeamte gleich einen heraus. Sahin Bozkurt, Schüler der Elektrotechnik im ersten Lehrjahr, wird die Aufgabe gegeben, sein Handy jetzt anders zu nutzen. Er informiert den Notruf und kurz drauf erscheinen ein Krankenwagen und die Feuerwehr. Beide demonstrieren anhand des gestellten Unfalls, wie Sanitäter und Feuerwehr zusammen arbeiten. Zunächst wird die Frontscheibe herausgetrennt und die verletzte Person mit einer Halskrause stabilisiert. Danach übernehmen wieder die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Mittels Hydraulik-Schere und -spreizer wird die Beifahrertür aufgehebelt. Das Ganze dauert nur einige Minuten, "aber sie dürfen nicht vergessen, dass die verletzte Person diese Zeit dort ausharren muss", betont Stadtbrandmeister Louis Laurösch, während er die Vorgehensweise der Feuerwehrleute erklärt.
"Interessant und ernüchternd"
Die Demonstration war nur der Auftakt der Verkehrstage. "Fast jeder hier fährt mit dem Auto zur Schule", erzählt Sven Rausch. Er hätte sogar mit einem noch größeren Schaden am Fahrzeug gerechnet. Er besucht die Klasse für Zerspanungstechniker sowie sein Schulkollege Artjom Tolmatschor, der den Crash als "interessant und auch ernüchternd" bezeichnete. Ob es Auswirkungen auf das Fahrverhalten habe, könne man so nicht sagen.
Es folgen allerdings noch zahlreiche Angebote in den kommenden elf Tagen. Die Polizei hat Informationstafeln in der Aula aufgestellt und ist auch jeden Tag vor Ort. Neben Information und Vorträgen geht es insbesondere darum, über die Gefahren bei unangepasster und überhöhter Geschwindigkeit aufzuklären. Auch "praktische Anwendungen" können die Schüler erfahren. "Wir haben beispielsweise ein Rauschbrille, die das Sichtfeld beeinflusst oder einen Gurtschlitten, den die Schüler testen können", sagt Oesterle. Der Schlitten simuliert einen Aufprall bei zehn Stundenkilometern. Ein aufwendiges Projekt für die Schule und den organisierenden Lehrern, "aber das ist total interessant. Eigentlich müssten die das jedes Jahr machen", findet Sahin Bozkurt.