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Frau Wäber steuert Narrenschiff in der Quotenflaute

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Friedrichshafen / sz - Der Südwestrundfunk (SWR) hat am Freitag in Friedrichshafen die Neuausgabe der Fasnetsshow "Bütt an Bord" aufgezeichnet. 700 Saalgäste verfolgten den närrischen Schlagabtausch mit Moderator Hansy Vogt alias "Frau Wäber" und etlichen Kabarettgrößen aus Süddeutschland. Doch das Narrenschiff ist seit Jahren von sinkenden Quoten bedroht und kämpft auch heuer gegen den Untergang.

Zwei Tage lang hat der SWR vor der eigentlichen Sendeaufzeichnung im Graf-Zeppelin-Haus geprobt, hat wieder anderthalb Kilometer Ton- und Bildkabel verlegt, acht Fernsehkameras im Hugo-Eckener-Saal zwischen Girlanden und Scheinwerfern aufgebaut und mit 70 Mann einen zweieinhalbstündige Fernsehmarathon vorbereitet, der so etwas wie die offizielle Repräsentanz der Fasnet zwischen Neckar, Rhein und Bodensee sein soll. Das Rezept, mit dem die Sendung sich im mittlerweile 15. Jahr in Friedrichshafen bewähren will, wirkt dementsprechend am Freitag auf den ersten Blick althergebracht:

Nagelprobe und Quotenthrill

Für die 700 Gäste im Saal – ausverkauft – gibt es erst ein Vorprogramm mit der Schlagerband "Papis Pumpels" aus Stockach. Es folgt der Einmarsch der Häfler Seegockel und heuer auch eine Einlage des Fanfarenzugs Graf-Zeppelin, der im 50. Jahr seines Bestehens der "Bütt an Bord" ein Ständchen bringt. Nach diesem obligatorischen Anheizen der Zuschauer für die Sendung heißt es dann um 20 Uhr: "Aufnahme läuft". Spätestens jetzt wird offenbar: Nachdem die Bütt an Bord 2014 erstmals unter zehn Prozent Einschaltquote gesunken war, haben die Macher an der Ideenschraube gedreht und versuchen, der Sendung frischen Wind einzuhauchen.

"Alles ist ein Experiment", sagte SWR-Sendeleiter Gerd Motzkus noch vor dem Sendestart. So kommt es, dass Moderator und Dauergrinsebacke Hansy Vogt im Jahr 2015 während der gesamten Sendung ins Kostüm seines Alter-Ego "Frau Wäber" geworfen wird. Vogt schwäbelt sich also als bieder-schräges "Küken für die Seegockel" durch 15 Programmpunkte. Da machen zum Beispiel die Stammgäste "Dui do on de Sell" Yoga-Gags. Oder "Musikprofessor" Werner Beidinger reißt Zoten über die "Zuckerpuppe von der Heerestruppe" Ursula von der Leyen – nicht ohne Seitenhieb auf den Elferrat, dem er "spirituelles Alzheimer" attestiert. Der Papst persönlich hatte den Begriff unlängst in die Welt gebracht. Da die "Bütt an Bord" weder den Anspruch erhebt, A-Liga in Sachen Humor zu sein noch historisch authentische Fasnet zu bieten, lassen sich solch flaue Gags verzeihen. Spätestens wenn Frau Wäber "ist mein Balkon auch noch so klein – Rainer Brüderle passt rein", schüttelreimt, ist die Narrenseele zwischen Stuttgart und Bodensee wieder versöhnlich gestimmt.

Damit die Sendung wieder fernsehtauglicher wird, hat das Team die Bühnenstars übrigens auch gebeten, ihre Einlagen an die geplanten Lang- und Kurzfassungen der Sendung anzupassen. Weniger Nachbearbeitung der Show soll dafür sorgen, dass die Stimmung im Saal besser als in den Vorjahren auf den Fernsehschirmen ankommt. Allerdings macht sich Sendeleiter Motzkus keine Illusionen: Die Zukunft der Sendung, der zuletzt auch Langeweile und Ideenarmut vorgeworfen wurden, hänge jetzt zu einem wesentlichen Teil von den Einschaltquoten ab: "Eine Nagelprobe war es jedes Jahr. Gegen den Quotenthrill kommen wir nicht an", sagte Motzkus vor Aufzeichnung im SZ-Gespräch. Das Ziel sei jetzt ein "gut zweistelliger" Zuschaueranteil zum Sendetermin in der ARD am 9. Februar. Erst bei soliden 15 Prozent sei man auf jeden Fall gegen einen Stopp des Narrenschiffts vom Bodensee gewappnet. Im Angesicht von 8,5 Prozent Zuschaueranteil im Vorjahr (2,85 Millionen Zuschauer) ist das eine Herausforderung. Chancenlos ist die Sendung indes nicht – zurück in den Saal.

Auf der Bühne im Graf-Zeppelin-Haus turnt gerade das erst 13-jährige Funkenmariechen Leonie Zimmer über die Bühne und singt im glitzernden Kostüm "I bin a pälzisches Mädle" als wäre sie seit zwei Jahrzehnten im Showgeschäft zu Hause.

Wenn es dem Südwestrundfunk gelingt, solche Kleinode und die zugehörige Stimmung auf den heimischen Fernsehschirm zu transportieren, könnte es mit der Quote doch noch klappen.

Die Sendung läuft am Montag, 9. Februar, um 22.45 Uhr in der ARD. In voller Länge zeigt der SWR die "Bütt an Bord" am Montag, 16. Februar, 20.15 Uhr.


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