Friedrichshafen / sz - Wie das so ist mit kurzweiligen Dingen: Gefühlt sind sie zu kurz. So auch "Eine Nacht in Venedig, die das Operettentheater Salzburg am Sonntagabend im Graf-Zeppelin-Haus aufgeführt hat. Das Stück hat das Publikum häufig zum Lachen gebracht, sicherlich auch etlicher Pointen wegen, die im ursprünglichen Text von Strauß gar nicht vorkommen.
"Hast du deine Sünden gebeichtet?", fragt der Makkaronikoch Pappacoda die von ihm begehrte Köchin Ciboletta, die aus der Kirche kommt. "Nein", antwortet diese, "so viel Zeit war leider nicht." Und ja, das Stück ist frivol, ein lustvolle Verwechslungsgeschichte zwischen Trieben der Männer und Intrigen der Frauen. Viel Geld lasse der Herzog von Urbino beim Karneval in Venedig, "aber auch ebenso viele betrogene Ehemänner", stöhnt Senator Delaqua. Deshalb versuchen die Stadtherren per Senatsbeschluss zu verhindern, dass ihre Frauen am Karneval teilnehmen. Die Frauen sind damit aber gar nicht einverstanden und kommen trotzdem. Der Herzog jedoch "achtet" die älteren Senatsdamen zwar sehr, aber für die jungen "schmachtet" er. Nein, heiraten ist nicht für ihn: "Ich mache die Reise durch das Leben ungern mit Gepäck", sagt Guido, der Herzog von Urbino, und interessiert sich viel mehr für die hübsche, junge Fischerin Annina, die sich für Barbara, die Frau des Senators Delaqua ausgibt. Genau wie er sich für die hübsche, junge Köchin Ciboletta interessiert, die Delaqua schließlich selbst als seine Frau ausgibt.
Ordnung hilft
Ja, es ist schon ein verworrenes Stück, das Johann Strauß 1883 schrieb. Aber das Salzburger Operettentheater hat es doch geschafft, die verworrene Handlung etwas zu entwirren und dem Publikum nachvollziehbarer zu machen. Es stellte teilweise die Reihenfolge der Musikstücke um und ergänzte die gespielten, musiklosen Zwischensequenzen mit Textpassagen, die die Handlung gut nachvollziehbar machen. Schon allein deshalb vorteilhaft, da im GZH mit dem vorgelagerten Orchestergraben die Musik teilweise so dominant wird, dass der gesungene Text schlecht zu verstehen ist. Übertitel zum Mitlesen hat es keine gegeben. Also ließ sich der Inhalt der einzelnen Gesangsstücke manchmal nur aus der emotionalen Wirkung der Musik erschließen.
Aber: Es funktioniert. Strauß’ Musik ist so lustvoll wie die Handlung ist, und so humorvoll wie diese inszeniert wurde. Zwar landet sie gelegentlich im Slapstick, aber irgendwie passt das zu den ziemlich doppelmoralischen Ansichten der Figuren. "Untreue, dein Name ist Weib", stöhnt der Barbier Caramello über seine Angebetete Annina; dabei ist er es doch, der dem Herzog hilft, die schönen Venezianerinnen ins Bett zu bekommen – dumm nur, wenn’s plötzlich um die eigene geht.