Friedrichshafen / sz - Mit ihrer Entscheidung, den Franken vom Euro abzukoppeln, hat die Schweizer Nationalbank für einen Paukenschlag gesorgt. Die Folge ist, dass es für Besucher aus der Schweiz noch attraktiver wird, in Deutschland einzukaufen oder Restaurants zu besuchen. In viele Hurra-Schreie mischen sich auch kritische Stimmen.
I. Der Gastronom
Philip Neuner-Jehle, Geschäftsführer des Hotels "Goldenes Rad", bewirtet seit vielen Jahren Gäste aus der Schweiz. Er schätzt die Eidgenossen als "ganz tolles Publikum", das "sehr qualitätsorientiert" sei und einen Restaurantbesuch "zu genießen" wisse. Die jüngste Entwicklung um den Schweizer Franken freut ihn einerseits und er hofft, dass die gestiegene Kaufkraft nochmal für den ein oder anderen Schweizer Ansporn sei, nach Friedrichshafen zu kommen, weil es eben nicht ganz so verkehrsgünstig liege wie beispielsweise Konstanz. Neuner-Jehle glaubt an einen "langfristigen Impuls" für die deutsche Gastronomie und Hotelerie. Privat bedauert er andererseits die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, da Reisen in die Schweiz mit einem Schlag deutlich teurer werden.
II. Der Banker
Die Entwicklung des Schweizer Franken durch die Schweizer Nationalbank (SNB) macht auch vor der Sparkasse Bodensee nicht Halt. Unternehmenssprecher Wolfgang Aich fasst die direkten Folgen auf unterschiedliche Art zusammen. Zum einen werden Produkte und Dienstleistungen aus und in der Schweiz für Menschen, die mit dem Euro zahlen um rund 17 Prozent teurer, berechnet auf den Wechselkurs von Freitagvormittag. Gab es in der Schweizer Gastronomie schon massive Probleme durch ausbleibende Russen, so wird sich das Problem jetzt noch vergrößern. Andersherum werden Produkte in Deutschland für die Schweizer besagte 17 Prozent billiger. Einige Kunden der Sparkasse Bodensee haben Kredite in Schweizer Franken abgeschlossen. Wer von denen auch in der Schweiz als Grenzgänger arbeitet, wird keine Auswirkungen spüren. Wer aber damals vom deutlich günstigeren Zinssatz der Schweizer Kredite Vorteile ziehen wollte, hat jetzt 17 Prozent mehr Schulen. Das aber seien nur ganz wenige Kunden der Sparkasse.
Auch die Auswirkungen durch die Wechselkurse bleiben bei der Sparkasse Bodensee aus, da nur geringe Beträge an Franken bei der Sparkasse lägen. Es gibt bei der Sparkasse somit keine Risikoerhöhung in der Bewertung der Sparkasse wie sie bei anderen Banken erfolgen muss. "Wer viel Fremdwährungen in den Büchern hat, hat jetzt sicherlich Probleme", sagt Wolfgang Aich.
Unter dem Strich aber rechnet er mit Vorteilen aus dem Franken-Kurs, weil viele Kunden Geschäfte mit den Schweizern machen und damit potenziell mehr verdienen werden. "Wer in die Schweiz exportiert, macht gute Geschäfte."
III. Der Tourismus-Experte
Zum Schnäppchenpreis war ein Urlaub in der benachbarten Schweiz noch nie zu haben. Durch die überraschende Entscheidung der Schweizer Nationalbank wird sich an diesem Umstand künftig auch nichts ändern. Im Gegenteil: die Kosten für schöne Ferientage im Bergparadies werden in die Höhe schnellen. "Ein wirklich herber Schlag für den Tourismus in der Schweiz", sagt Jürgen Ammann, Geschäftsführer der internationalen Bodensee Tourismus GmbH. Für den deutschsprachigen Raum, in dem die Eidgenossen bislang gerne Ferientage verbrachten, könnte dies aber auch eine Chance darstellen. "Da werden die Zahlen eventuell zulegen", meint Ammann, "es kann sich positiv auf die Region auswirken". Seite 8