Friedrichshafen / sz - Die Tage ungestörten Empfangs der österreichischen Fernsehsender des ORF und weiterer Sender im deutsch-österreichischen Grenzgebiet sind bald gezählt. Etwa ab 2017 soll die sogenannte DVB-T-Ausstrahlung vom Bregenzer Pfänder aus voll verschlüsselt werden. Deutsche zwischen Lindau, Ulm und Singen werden dann unter anderem auf Championsleague-Übertragungen ohne Werbung verzichten müssen.
Seit Jahrzehnten waren die öffentlich-rechtlichen Sender des Nachbarlands am Bodensee außerordentlich beliebt, erlaubten sie doch auch Spielfilm-Premieren oder Formel-1-Rennen ohne Werbeunterbrechung zu genießen. Auch wenn der Empfang über die Jahre technisch immer komplizierter wurde nutzen bis heute ungezählte Deutsche am Bodensee, in Oberschwaben und bis Sigmaringen oder Ulm die Sender – teilweise mit Zusatzkosten für entsprechende Empfangsanlagen für den digitalen Sendestandard für Antennenfernsehen, DVB-T.
Geht es nach dem Willen Österreichs und des ORF wird dieses Vergnügen ab dem Jahr 2017 ein Ende finden: „Ab da ist eine grundverschlüsselte Übertragung vorgesehen“, bestätigte ein ORF-Sprecher in Wien die Pläne am Mittwoch im SZ-Gespräch. Nur der endgültige Stichtag stehe noch nicht ganz fest.
„Zaungäste ausgesperrt“
Ab dem noch ungewissen Datum wird das TV-Signal vom Pfänder bei Bregenz aus zwar weiterhin bis nach Deutschland hineinreichen, doch ohne entsprechende Entschlüsselungstechnik bleibt der Bildschirm auf dem ORF-Kanal dann schwarz. „Die notwendige Freischaltung gibt es nur mit Wohnsitz in Österreich“, sagt Hannes Valtiner aus Salzburg, der unlängst eine Petition gegen die Senderverschlüsselung in Österreich ins Leben gerufen hat. Sein Vorwurf: Der ORF wolle „Zaungäste aussperren“, Österreich sei wohl „das einzige Land Europas“, das öffentlich-rechtliche Programme über die klassische Fernsehantenne verschlüsselt ausstrahlen wolle und nebenbei die heimischen Nutzer zwinge, entsprechende neue Empfänger zu erwerben.
Grund für die Verschlüsselung der Sender sind nach ORF-Angaben unter anderem Lizenzrechte und „der Schutz vor illegalen Kopien“, so ein Sprecher. „Das gilt insbesondere für die Inhaber von Rechten an weltweit lizenzierten Fiction- und Sport-Programmen in hoher Auflösung (HD)“, heißt es in Wien. Man prüfe allerdings, ob eine unverschlüsselte Ausstrahlung niedrig aufgelöster Programme über Antenne und Kabel nicht doch möglich bleiben könnte.
Da das als unwahrscheinlich gilt, dürften mit der Verschlüsselung der DVB-T-Sendersignale vom Pfänder auch andere technische Wege des ORF-Empfangs versperrt werden. So haben Kabelfernsehanbieter zuletzt ORF-Programme im Zuge einer Gleichberechtigungsregelung im Grenzgebiet ins Netz gespeist. Das Schlupfloch dürfte geschlossen werden. Am Ende bleibt ORF-Fans nur noch der illegale Weg: Es gibt im Internet einen regen Schwarzhandel mit Dekoderkarten, um ORF und weitere Sender via Satellit außerhalb Österreichs empfangbar zu machen.