Friedrichshafen / sz - Zum wiederholten Mal ist die Prager Kammeroper ins Graf-Zeppelin-Haus gekommen, um für Kinder ab vier Jahren eine eigene Fassung von Mozarts „Zauberflöte“ zu spielen. Im großen Saal wuselt es nur so von erwartungsvollen Kindern, die wohl die erste Oper ihres Lebens erleben und gerne mithelfen, dass Papageno endlich seine Papagena in die Arme schließen darf.
Zusammen mit der Dramaturgin Marianne Schneider hat die Schauspielerin und Sängerin Melinda Thompson die Oper für Kinder aufbereitet. Als „Hohepriesterin Isira“ erzählt sie ihnen von Mozart, erklärt, dass in der Oper alles gesungen werde, „weil die Gefühle so groß sind, dass man einfach singen muss“. Dann liest sie aus einem goldenen Buch die Geschichte von der Zauberflöte als „alte Legende ihres Tempels“ vor und präsentiert auch gleich die Personen des Märchens: Sarastro, seine gefährliche Feindin, die Königin der Nacht, und deren wunderschöne Tochter Pamina... Währenddessen hat Augustin Kužela am Keyboard die Szene mit der Ouvertüre untermalt, er begleitet die ganze Aufführung, kurz tritt Lucie Vebrová mit ihrer „Zauberflöte“ hinzu.
Tiefere Schichten werden ausgeklammert
Während Irina am Bühnenrand erzählt, wird in sparsamer Kulisse das Geschehen pantomimisch lebendig: Prinz Tamino kämpft mit einer Schlange mit Schmetterlingsflügeln, singt sein „Zu Hilfe“ und die Schlange lässt mit einem Schrei ihre Haut fahren und eilt davon. In prächtigen Gewändern mit glitzerndem Kopfschmuck eilen die drei Damen der Königin herbei und streiten sich um den ohnmächtigen Jüngling. Die Stimmen harmonieren sehr schön, die Verständlichkeit lässt zu wünschen übrig. Es nähert sich ein rundlicher Papageno, trifft auf Tamino. Die Kinderfassung betont die Szenen, die Kindern Spaß machen: die Begegnung Papagenos mit Monostatos, seine Hasenfüßigkeit, seine Sehnsucht nach einem Weibchen, dem er schmatzende Küsse entgegenschickt. Die tieferen Schichten der Oper bleiben ausgeklammert, der Chor der Priester ist gestrichen. Statt der drei Knaben weist eine „komische alte Dame“ – die noch uralte Papagena – den Weg, Sarastro selbst legt die Prüfungen vor und führt Tamino in den Tempel. Entscheidende Arien werden in verkürzter Form gesungen. Dafür bringt die Kammeroper gute Stimmen mit, allen voran Lucie Pražaková als feenhafte Märchenprinzessin Pamina und Mariana Pillarová als Papagena und Zweite Dame. Einen runden schwarzen Bass bringt Jurij Kruglov als Sarastro ein, Dušan Ružickas Prinz Tamino tendiert eher zum Bariton, etwas heiser klingt Tomás Bartuneks Papageno. Mikrophone verfremden den Gesang zum Musical hin, dennoch ist ein erster Eindruck von der Oper gewonnen und hat vielleicht neugierig gemacht, sie später einmal im Original zu erleben.