Friedrichshafen / sz - Im sonst eher auf Hochkultur getrimmten Friedrichshafen ist der Bahnhof Fischbach ein Kleinkunst-Kleinod. Von Kabarettisten wie Lisa Fitz oder Ingo Appelt bis zu BAP-Sänger Wolfgang Niedecken hat die Bühne im Häfler Ortsteil ungezählte Stars und Sternchen der Szene gesehen. Umso schockierender ist dann die Nachricht im März 2014: Der Bahnhof Fischbach ist pleite, nach über 20 Jahren.
Nach jahrelangen Gerüchten um Zahlungsschwierigkeiten stellt der Kulturbahnhof mit dem schillernden Kultur-Boss Peter Berchtold an der Spitze am 26. März einen Insolvenzantrag. Der Zeppelinstadt droht der Verlust ihres wichtigsten privaten Kulturangebots nachdem bekannt wird, dass der Betrieb ohne massive öffentliche Zuschüsse nicht zu halten ist. Trotz Bemühungen eines über die Maßen engagierten Insolvenzverwalters lässt sich die drohende Pleite nicht aufhalten. Ende Mai verlieren gut 20 Mitarbeiter und Aushilfen im Kulturbahnhof nach einer tränenreichen Abschiedsvorstellung von Kabarettist Uli Boettcher ihren Job.
Da es an Investoren fehlt wird rasch klar, dass die Stadt Friedrichshafen wohl als einzige die Fäden in der Hand hält, um den Betrieb wieder aufzunehmen. Das Problem: Stadt und Bahnhofs-Erfinder Berchtold sind sich nicht sonderlich grün. Am liebsten würde die Stadtverwaltung also einen ganz neuen Betreiber finden - ein vergeblicher Wunsch.
Erst nach zähen Verhandlungsrunden wird zur Jahresmitte klar, dass Stadt und Berchtold zum Wohle der Kultureinrichtung eine Zweck-Ehe eingehen, um neues Leben in den Kulturbahnhof zu bringen. Kulturprogramm und Gastronomie des Betriebs werden in Folge aufgeteilt. Die Stadt stellt den Bahnhof unter die Aufsicht des Kulturamts und Peter Berchtold macht fortan, de-facto im Auftrag der Stadt, als Betreiber des Kulturprogramms weiter. Bis Ende 2015 läuft sein Vertrag. Doch dann könnte der Bahnhof Fischbach erneut auf den Prüfstand kommen.