Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Jubelnde Freude und innige Andacht

$
0
0

Friedrichshafen / sz - „Lassen wir uns in der Tiefe von diesem Weihnachtskonzert berühren“, so hat Pfarrer Markus Hirrlinger am Abend des zweiten Weihnachtsfeiertags die Zuhörer in der voll besetzten Niko-lauskirche begrüßt. Keine Musik würde dafür besser passen als Johann Sebastian Bachs Weihnachtoratorium, das das Weihnachtsgeschehen von der Christgeburt bis zum Dreikönigsfest besingt und reflektiert.

Vier der sechs Kantaten des Oratoriums hat Nikolai Geršak für das Konzert der Chorgemeinschaft St. Petrus Canisius/St. Nikolaus ausgewählt. Auf historischen Instrumenten spürte das ungemein ausdrucksstarke Barockorchester „La Banda“ dem ursprünglichen Klang nach, dessen Frische und Kraft Geršak auch mit seinen Sängern herausgehoben hat. Ein harmonisches Sängerquartett machte die berührende Aufführung zum Gesamtkunstwerk.

Am bekanntesten sind die Kantaten 1 bis 3, die nach der Erzählung der Geburt die Verkündigung an die Hirten und deren Anbetung des Kindes beschreiben. Umso spannender war es, dass Geršak der ersten Kantate die Kantaten 4 bis 6 folgen ließ, die nach der Namensgebung Jesu den Weg der Weisen verfolgen und mit intensiven Glaubenserfahrungen verknüpfen. Mit mitreißendem Schwung eröffnete Geršak das Werk. Aus lebhaften Pauken, Oboen, Trompeten und Violinen erwuchs jubelnd das „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ – wer könnte der Kraft dieses Eingangschores widerstehen?

Noch einmal nahm der Chor nach einem farbigen instrumentalen Zwischenspiel die freudige Botschaft mit wiegendem Rhythmus auf, ließ sie in immer neuen Wellen in den Kirchenraum strömen. Innige Wärme sprach aus dem schlichten Choral „Wie soll ich dich empfangen?“, zu dem der Jugendchor sich zur Chorgemeinschaft gesellte.

Die Solisten überzeugen

In klarer Diktion führte Tenor Julius Pfeifer als Evangelist durch das Oratorium und überzeugte ebenfalls in seiner Arie, die die Zeitlosigkeit des Geschehens hervorhebt: „Er bleibet da bei mir.“ Damit sind wir bereits in der sechsten Kantate, die – wie die vorhergehenden auch – den Glaubenden einbezieht. Wie schlicht und ergreifend ist der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier.“ Das Böse hat seinen Schrecken verloren, der Mensch vertraut der Macht seines Gottes: „Was will der Hölle Schrecken nun, da wir in Jesu Händen ruhn“, so singen zuletzt die vier Solisten, eine Choralfantasie nimmt den Gedanken tröstlich auf.

Zwischen diesen Kantaten waren die vierte und fünfte als unbekanntere Kleinode zu entdecken. Demütige Zurückhaltung prägte den Lobes- und Dankeschor, gläubige Gewissheit das Duett der Sopranistin Ina Weißbach und des Bassisten Tobias Rädle. Wie die Altistin Martina Gmeinder erfreuten die Solisten mit warmen, innigen Stimmen ohne falsche Süße. Man glaubte ihnen ihre Botschaft, ebenso wie dem Chor, der auch in dramatischen Passagen wie dem drängenden „Wo, wo ist der neugeborne König der Juden?“ überzeugte. Und immer wieder waren da neben strahlenden Trompeten und Hörnern wunderbare Zwiesprachen mit Soloinstrumenten, besonders mit der Oboe und einem Violinenduo.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293