Friedrichshafen / ler - In der Häfler Herberge haben sich an Heiligabend viele Menschen ohne festen Wohnsitz getroffen, um gemeinsam das Weihnachtsfest zu feiern. Zuvor servierte das Team um Sozialdiakon Bernd Strohmaier den Besuchern ein festliches Mahl.
„Ich möchte heute bei der Essensausgabe mithelfen“, sagte Sozialdiakon Bernd Strohmaier und so ging das Servieren am Mittag des 24. Dezember schnell von der Hand. Jeder bekam eine Portion Rolladen mit Rotkraut, Spätzle und Kartoffeln vorgesetzt – zum Nachtisch gab’s Schwarzwälder Kirschtorte.
Zuvor hat er ein paar Worte zu Weihnachten gesprochen: angefangen mit der biblischen Weihnachtsgeschichte über eine herzerwärmende aus den Schützengräben des ersten Weltkriegs bis hin zu einem kleinen besonderen Ereignis aus der aktuellen Adventszeit: In England hatte der Obdachlose Robbie der 22-jährigen Studentin Dominique Harrison-Bentzen seine letzten drei Pfund angeboten, da sie kein Geld für ein Taxi hatte. Ihre Reaktion darauf war eine Geldsammelaktion für den Samariter, der heute dank mehr als 20 000 Pfund Spenden wieder ein Dach über dem Kopf hat.
Die Anwesenden zeigten sich beeindruckt von Bernd Strohmaiers Erzählung – und die Botschaft kommt an: Man bekommt alles, was man gibt, irgendwann im Leben auch wieder zurück. Es bedeutet ein bisschen Hoffnung für diejenigen hier, die Robbies anfängliches Schicksal selbst teilen.
Das Beisammensein zählt
Der Diakon freute sich über die aufmerksame Zuhörerschaft, die jedem seiner Worte lauschte. Das sei nicht immer so, denn manchmal gebe es an Weihnachten auch Fremde hier, die lediglich wegen des leckeren Gratis-Essens vorbeikämen und wenig Interesse an der Rede eines Kirchenmanns zeigten, sagt Herbergsmitarbeiterin Gabi Scheithauer. Dabei sei gerade an diesem besonderen Feiertag das Beisammensein in der Herberge so wichtig.
„An Weihnachten ist es für viele besonders schlimm. Eigentlich alle hier haben schließlich auch mal den Heiligabend mit Familie in den eigenen vier Wänden verbracht. Da ist ein Ort zum Zuhausefühlen wichtig.“, sagt Scheithauer. Deswegen bieten sie in der Häfler Herberge das ganze Jahr über – besonders aber an Weihnachten mit einem gemeinsamen Mittagessen, leckeren Keksen und weihnachtlicher Deko – eine Art Wohnzimmer für diejenigen, die selbst keines haben.
Die Übergangsbleibe in der Ailinger Straße 10, in der die Häfler Obdachlosenunterkunft auf ihr neues Heim warten muss und die nur zehn Schlafplätze bietet, ist für ihr eigentliches Angebot zwar nicht ideal, aber Herbergsleiter Stefan Zorell gibt sich optimistisch: „Irgendwann zwischen Ostern und Weihnachten nächstes Jahr werden wir schon umziehen können.“ Nur eins will er ganz sicher nicht: noch einen Umzug in ein neues Provisorium, denn das behindere ihre Arbeit und raube zu viel sinnlose Zeit und Energie.