Friedrichshafen / sz - An Heiligabend hat Günter Wittenbecher seinen 90. Geburtstag gefeiert. Bruno Kramer ist, stellvertretend für Ortsvorsteherin, gekommen und hat Glückwünsche sowie einen reichhaltigen Geschenkkorb überbracht. Seit drei Jahren wohnt der Jubilar in der betreuten Wohnanlage in der Bodenseestraße. Die Mundharmonika ist seine ständige Begleiterin, ihr entlockt er die schönsten Melodien.
„Ich hab’ immer Glück gehabt“, sagt Günter Wittenbecher: Die Verletzungen im Krieg verliefen alle glimpflich und auch manchen Sturz in jüngster Zeit hat er ohne Knochenbruch überstanden. Mit knapp 18 Jahren musste er 1942 antreten zum Dienst an der Waffe. Kreuz und quer haben ihn die Kriegsereignisse durch Osteuropa getrieben.
Geboren wurde Günter Wittenbecher in Weißenfels, 30 Kilometer südlich von Halle in Sachsen-Anhalt. Weißenfels sei die Stadt der Schuhfabriken gewesen, deswegen habe er auch nach dem Schulbesuch in einer solchen als Facharbeiter sein Geld verdient. Auch seine bereits 2001 verstorbene Ehefrau Lucia habe dort als Stepperin gearbeitet. Einen Tag vor Wittenbechers Geburtstag im Jahre 1949 haben sie geheiratet. Seine drei Töchter kamen dann, gemäß „Honeckers Vierjahresplan“, im Abstand von vier Jahren zur Welt, erzählt der ehemalige DDR-Bürger und lächelt verschmitzt. Er habe eine wichtige Funktion in seiner Arbeitsgruppe in der Fabrik gehabt. Aber als Parteimitglied habe ihn nie jemand gewinnen können, sagt er stolz.
Erst 1995 ist er mit seiner Frau zu den beiden Töchtern an den Bodensee gezogen. Die dritte Tochter wohnt mit ihrer Familie in Ramstein. Voller Freude blickt der Jubilar auf seine vier Enkelkinder und drei Urenkel.
Die Mundharmonika ist sein treuer Lebensbegleiter. Vom Vater habe er die Liebe zur Musik geerbt, vermutet der Jubilar. Wenn sich der Todestag seiner Ehefrau jährt, besucht er ihr Grab und spielt dort ihre Lieblingslieder, zum Beispiel die Toselli-Serenade. Im Alltag unterstützt ihn ein Partner seiner Tochter in Friedrichshafen, Michael Sehovic.