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„Die wollen den hässlichsten Baum von allen“

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Friedrichshafen / sz - Welcher Baum der richtige ist, das ist für manchen ein fast unlösbares Problem. Das sagt übrigens einer, der es wissen muss: Michael Bercher vom Harthof in Friedrichshafen, der jedes Jahr einen Weihnachtsbaumverkauf auf die Beine stellt. Mit Hagen Schönherr hat er über die Qual der Baum-Wahl gesprochen.

Herr Bercher, wie lange braucht der Durchschnittshäfler für die Wahl des passenden Weihnachtsbaums?

Der Durchschnitt lässt sich schwer angeben, ich kenne aber die Rekordhalter. Eine Kundin hat dieses Jahr gut zweieinhalb Stunden gebraucht, bis der richtige Baum gefunden war. In den Vorjahren waren auch schon mal mehr als vier Stunden drin, bis die Entscheidung gefallen war. Grundsätzlich brauchen Frauen meist länger bei der Auswahl. Männer werden dagegen irgendwann grantig und neigen dann zu kurzentschlossenen Entscheidungen. Egal wie lange die Suche dauert, viele entscheiden sich am Ende übrigens für einen der ersten Bäume, den sie angesehen haben.

Und wie sieht nun der ideale Baum aus?

Es gibt keinen Baum, der jedem gefällt. Die Bandbreite an Wünschen ist schier unglaublich. Viele wollen natürlich einen richtig buschigen Baum mit vielen Ästen und Nadeln. Es gibt auch das andere Extrem, den Wunsch nach einem Baum mit möglichst wenigen, dürren Ästen. Manche Spezialisten fragen sogar gezielt nach dem hässlichsten Baum, den ich im Angebot habe. Die sehen es offenbar als Herausforderung, einen wirklich missratenes Exemplar durch geschicktes Schmücken doch noch toll aussehen zu lassen.

Die Natur hat eben ihren Launen, nicht nur auf Seite der Bäume. Da wäre doch ein Plastikbaum eine verlässliche Lösung...

... ich sehe das nicht so. Selbst bei jungen Leuten ist der Naturbaum heute mehr gefragt denn je, die wollen einfach alte Traditionen fortführen. Im Ausland sieht das wohl anders aus. Ich bin einmal auf eine Gruppe Chinesen zu Gast in einem Hotel in Friedrichshafen gestoßen, als ich dort gerade einen Baum aufgestellt habe. Die waren total fasziniert und haben mich gefragt, wie man ein so echt aussehendes Produkt herstelle. Zum Beweis, dass der Baum einfach echt ist, habe ich dann in einen kleinen Ast hineingebissen. Und vielleicht haben die Besucher das für eine Tradition gehalten: Am Ende standen dann alle da und haben auf Ästen von Weihnachtsbaum herumgekaut. Mit Plastik hätte das definitiv keinen Spaß gemacht.


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