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Die Gedenkfeiern zum Zugunglück

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Friedrichshafen / sz - 106 Opfer forderte das schwere Eisenbahnunglück von Kluftern vor 75 Jahren. Drei Tage nach der Katastrophe haben die Nationalsozialisten die Opfer für ihre Ideologie vereinnahmt. Am 25. Dezember 1939 wurden 99 Särge, mit Lorbeerkränzen geschmückt, auf dem Markdorfer Marktplatz aufgebahrt.

Fahnen des Großdeutschen Reiches, lodernde, zum Himmel steigende Flammen, eine riesige germanische Todesrune, die Hitler-Jugend als Ehrenwache, starke Vertretungen der Wehrmacht: Die Trauerfeier wurde von einer nationalsozialistischen Opferideologie überfrachtet.

Opferideologie

„Wir Deutsche“, so sprach Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner in seiner ideologischen Rede, „stehen dem Opfer anders gegenüber als die übrige Welt, denn das Ringen um unseres Volkes Zukunft und Lebensrecht ist ein steter Opfergang, wir nehmen alle zu bringenden Opfer gemeinsam auf uns, wie immer sie unser Volk treffen mögen.“ In völkischer Terminologie fuhr er fort: „Wir müssen die gebrachten Opfer durch unseren Einsatz leichter und erträglicher gestalten. Sie müssen gesehen werden vom Kampf aus, den wir um unser Dasein als Volk führen und dürfen niemals Verzagtheit auslösen ... Über allem muss immer unser Volk stehen.“ Mit dem Deutschlandlied endete die Trauerfeier auf dem Marktplatz.

Gedenkstein nach 50 Jahren

Am 50. Jahrestag des Unglücks wurde zum Gedenken an die Opfer unter anderen Vorzeichen an der Unfallstelle in Lipbach ein Gedenkstein errichtet.

Jetzt, nach 75 Jahren, findet eine weitere Gedenkfeier an der damaligen Unglücksstelle statt: Ortsvorsteher Michael Nachbaur lädt zur Gedenkstunde bei Lipbach ein – am Montag, 22. Dezember, um 11.30 Uhr sollen zur Erinnerung an das Eisenbahnunglück und die Toten am Gedenkstein „Im Häldele“ Kränze niedergelegt werden. Unter anderen werden Vertreter der Ortschaften Weil am Rhein, Binzen und Fischingen, aus denen Todesopfer des Unglücks stammten, mit der Bahn anreisen. Auch der Friedrichshafener Bürgermeister Holger Krezer, Georg Riedmann aus Markdorf sowie Vertreter des Klufterner Ortschaftsrates werden anwesend sein. Der Delegation dürfen sich auch Bürger anschließen, um der Menschen zu gedenken, die bei einem der schlimmsten Unglücke in der deutschen Eisenbahngeschichte ihr Leben lassen mussten.


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