Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Wie werd’ ich bloß meinen Killer los?

$
0
0

Friedrichshafen / sz - Ein köstlich schräger schwarzer Krimi ist der Film „I hired a contract killer“ oder „Wie feuere ich meinen Mörder“ des Finnen Aki Kaurismäki, doch was der Film Noir kann, kann das Theater auch. Das hat sich jedenfalls das Wolfgang Borchert Theater aus Münster gedacht und mit seiner Version einen Volltreffer gelandet. Am Dienstag und Mittwoch gastierte das Theater im Bahnhof Fischbach.

Ein schwarzer Krimi, ein „Film Noir“ zum Amüsieren? Aber ja. Denn in der Inszenierung von Kathrin Sievers und der Ausstattung von Annette Wolf zieht das Theater seine eigenen schrägen, skurrilen Register. Fünf Spieler sind beteiligt, nur Florian Bender in einer einzigen Rolle, nämlich in der des Protagonisten Henri Boulanger, dazu kommen zwei Frauen und zwei Männer in unterschiedlichsten Rollen von der schrägen Patin zur schlampigen Zimmervermieterin, vom Pfandleiher zum Profikiller, von der Stripperin zur Blumenverkäuferin Margaret, die Henris Leben umkrempelt. Wer nicht gerade in einer Szene mitspielt, steht links oder rechts am Bühnenrand vor dem Mikro, erzählt lakonisch die Geschichte weiter, fast wie in einem Hörspiel, oder liefert zischend und schnalzend und pochend die Geräusche, als sei’s ein Zeichentrickfilm. Plopp, plopp, plopp tropft der Wasserhahn in Henris Bude, der Wasserkessel pfeift, draußen brandet der Verkehr, bis Henri pantomimisch wieder das Fenster schließt. Selbst seinen Magen hört man knurren, ehe er in die Bar geht und den ersten Whisky seines Lebens trinkt, der ihm das Leben in rosigen Farben zeigt. Der farblose Henri, der Tag für Tag fast unsichtbar in der Registratur gearbeitet hat, bis ihm fristlos gekündigt wurde, entdeckt urplötzlich die Liebe zur Rosenverkäuferin Margaret. Doch da hat er schon vergebliche Selbstmordversuche hinter sich und daher, seiner Feigheit wohl bewusst, in einer düsteren Spelunke einen Profikiller angeheuert und auf sich selbst angesetzt, der ihn auch bald schon aufgespürt hat. Margaret ist bereit, mit Henri ihr Land zu verlassen: „Die Arbeiterklasse kennt kein Vaterland.“ Doch wie den Auftrag rückgängig machen? Pech für den nicht mehr Lebensmüden, dass die Spelunkenwirtin, die den Killer vermittelt hat, inzwischen mausetot ist, dass Henri selbst durch eine unglückliche Verkettung als Juwelendieb verdächtigt wird. Pech für den Killer, dass dieser Blut spuckt und vor seinem nahen Ende unbedingt noch den letzten Auftrag gewissenhaft erfüllen will.

Kurz und knackig

So sitzt man da, folgt dem Plot und mehr noch seiner Realisierung auf der Bühne: den köstlich gezeichneten Helden und Antihelden, den schrägen Typen des Milieus, dem drehbaren Bühnenbild, das im Handumdrehen die Schauplätze wechseln lässt. Ein skurriler Spaß, kurz und knackig.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293