Friedrichshafen / sig - Zum Thema „Bohren dicker Bretter in der Politik“ ist am Sonntag Oberbürgermeister Andreas Brand zum Punkt-11-Gottesdienst in die Erlöserkirche gekommen. Im Talk mit Pfarrer Hannes Bauer von der Bonhoeffergemeinde und Moderator Gunnar Weise nahm er Stellung zu Fragen, die am Kircheneingang auf einer Tafel angeschlagen waren.
„Danke für die wunderbare Predigt“, hatte eine Kirchenbesucherin am Ende auf ihren Zettel geschrieben und damit für viele in der versammelten Gemeinde gesprochen. Pfarrer Hannes Bauer, auch Mitglied des Häfler Gemeinderats, hatte in seiner Predigt die Frage gestellt, ob sich Christen in die Politik einmischen sollten. Während die einen das geradezu als Pflicht bezeichnen, sind andere der Ansicht, dass sich Christen heraushalten sollen. Sie verweisen auf die Kreuzzüge und den 30-jährigen Krieg, die bewiesen, wie der Glaube missbraucht worden sei. Nicht zuletzt seien auch Christen an der Reichskristallnacht beteiligt gewesen, wie Gunnar Weise erinnerte. Ein erstes Fazit des Pfarrers: Kirche und Staat haben es in ihrem Verhältnis nicht immer ganz einfach.
„Suchet der Stadt Bestes und betet für sie“, zitierte OB Brand den Profeten Jeremia. Sich zu beteiligen und mitzuwirken an dieser Gesellschaft, gehöre zum Auftrag eines jeden Christenmenschen, postulierte Pfarrer Bauer. Für die gute Zusammenarbeit vor Ort sei man dankbar, im Bereich der Kindergarten-Trägerschaften beispielsweise zum Wohl der Familien. Ein anderes Beispiel sei die Zusammenarbeit in der Flüchtlings- und Asylfrage. „Christen handeln aus dem Geist des Dienens und für den Anderen da zu sein“, weshalb Kirche und Gesellschaft Schulter an Schulter stehen müssten. Ein christlicher Mensch sei immer auch ein politischer Mensch
Im Gespräch mit Hannes Bauer und Gunnar Weise stellte sich OB Brand Fragen, für die es keine einfachen Antworten gibt. So die Frage, wo sich die Kirche einmischen solle. Der OB freut sich über den respektvollen Umgang und das Miteinander in der Stadt und sprach von unausgesprochenem gegenseitigen Vertrauen. Beispielsweise bei der aktuellen Frage nach dem Umgang mit den Flüchtlingen.