Friedrichshafen / sz - Die Zahl der Erstunterkünfte für Asylbewerber im Bodenseekreis wird in den nächsten Monaten deutlich ansteigen. Das wurde bei einer Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses am Dienstag bekannt. Die Behörden stocken das Angebot um rund 40 Prozent auf.
Spitzenreiter beim Angebot neuer sogenannter Gemeinschaftsunterkünfte ist Langenargen, wo ab November 71 Plätze für Flüchtlinge im Familiendorf der Diözese bereitstehen sollen. Daneben bieten Salem, Meckenbeuren-Kehlen und Immenstaad jeweils rund 25 neue Unterkünfte an. In der Jugendherberge Friedrichshafen sollen zudem sechs Plätze für Flüchtlinge als Notunterkunft entstehen. Insgesamt summiert sich die Zahl neuer Erstunterkünfte damit auf 150 Stück, künftig gibt es 527 Plätze im gesamten Bodenseekreis.
Der massive Ausbau der Gemeinschaftsunterkünfte ist eine Antwort des Kreises auf die massiv gestiegenen Flüchtlingszahlen in Deutschland, die aus Kriegs- und Krisengebieten weltweit Zuflucht suchen. 2014 wurden bislang 536 neue Flüchtlinge im Bodenseekreis aufgenommen, 2015 wird ein neuer Rekord mit 1200 Menschen erwartet. Nach großen Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Unterkünften für diese Menschen, scheint der Kreis sein Bemühen um eine Unterbringung von Flüchtlingen zuletzt deutlich ausgebaut zu haben.
„Künftig kommt etwa ein Asylbewerber auf 175 Einwohner im Bodenseekreis. Soviel zum Thema, wir könnten niemanden mehr aufnehmen“, sagte Landrat Lothar Wölfle in der Ausschusssitzung. Es sei eine Pflicht des Landkreises, sich um Menschen in Not zu kümmern, daran führe kein Weg vorbei.
Chance für politisch Verfolgte
Zugleich plädierte der Landrat aber dafür, das Vorliegen von Asylgründen bei Flüchtlingen im Angesicht der Platznot künftig strenger zu prüfen: „20 Prozent der Flüchtlinge im Bodenseekreis kommen aus sicheren Drittstaaten“, sagte Wölfle. Das Land Baden-Württemberg müsse sich künftig darauf konzentrieren, Kontingente für politisch Verfolgte bereitzustellen. Die Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen dürfe hingegen kein Thema der Asylpolitik sein, hier plädierte der Landrat für eine konsequente Abschiebepraxis.
Neben dem Ausbau der Unterkünfte für Flüchtlinge im Kreis soll sich künftig auch der Umgang mit den Asylbewerbern verändern. Nach entsprechenden Gesprächen auf Bundes- und Landesebene sollen Asylbewerber zum Beispiel schon nach drei Monaten in Deutschland eine Arbeit aufnehmen können. Wölfle: „Wir wollen, dass diese Arbeitskraft auch angefordert wird.“ Er bezeichnete die Arbeitskraft der Flüchtlinge im Kreis angesichts der niederen Arbeitslosenquote als „Chance für die Wirtschaft.“