Friedrichshafen / sz - Bagger, Eisenbahnen, fliegende Kameras – und alles „en miniature": Die Messe „Faszination Modellbau“ soll am Wochenende rund 50000 Modellbaufans nach Friedrichshafen locken.
Tüftler und Bastler, die in akribischer Kleinarbeit die Wirklichkeit nachbauen sind zahlreich vertreten – doch auch der Durchschnittskonsument fühlte sich wohl.
„Diese Jeckheit erleben wir sonst nur auf der Tuning World Bodensee“, sagte Messechef Klaus Wellmann vor der Eröffnung der Messe am Freitag und verglich so die Modellbaufans, die aus ganz Europa auf die Messe gepilgert waren, mit jenen Fans getunter Autos, die sonst zur publikumsstarken Tuning-Messe im Jahr nach Friedrichshafen kommen.
Den jecken Liebhabern von Kunststoff, Klebstoff, Holz, Metall und Miniatur-Wirklichkeit „in Fingerbreite bis zu zehn Meter“, so ein Messebesucher, bietet sich in fünf Messehallen die ganze Bandbreite ihres Hobbys. Die Sparte Flugzeugmodellbau, gewiss einer der stärksten Publikumsmagneten, erhält diesmal sogar eine neue Halle und präsentierte vom Segelflugzeug bis zum Nachbau des Dornier-Flugboots „Do X“ Tausende Modelle, viele im Flug.
In weiteren Hallen findet der Eisenbahnmodellbau mit mitunter wahnwitzig detailverliebten Modelllandschaften seinen Platz. Es gibt ein Modelltruck-Festival, Parcours für ferngesteuerte Autos oder Motorräder und zahlreiche Bastel- und Mitmachmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene.
Mehr Details, mehr Funktionen
Technisch läuft der Trend der Modellbauwelt dabei offenbar in zwei Richtungen. Während Hobbymodellbauer immer detailgetreuere Modelle mit immer mehr Funktionen entwickeln, bietet der Markt für Endverbraucher heute eine schier unüberschaubare Anzahl an komplett fertigen Modellen vom Auto über Hubschrauber bis zum Schiff. Auspacken und loslegen ist hier das Motto. Das freut zwar viele junge Teilnehmer der Messe, erlaubt es doch einen mühelosen Einstieg ins Hobby.
Doch der Erfolg der Fertigmodellvermarkter belegt auch einen anderen Trend: Modellbauer haben Nachwuchssorgen. Nicht umsonst widmete der Messeveranstalter Schall-Messen am Freitag einen Teil seines Pressegesprächs dem Thema „Hat Jugendarbeit im Verein eine Zukunft“. Ein Blick ins Messepublikum beruhigte allerdings die Gemüter: Neben Männern in den 50ern sind Kinder und Jugendliche eindeutig eine der größten Besuchergruppen am Wochenende. Und auch der Boom der sogenannten Multicopter oder Flugdrohnen dürfte dem Modellbauhobby künftig neue und viele junge Fans bescheren.
Dazu passt, dass auch die Technik für funktionsfähige Modelle vom Bagger bis zur Kameradrohne immer günstiger wird. Kosteten etwa Sensoren zur Stabilisierung eines Modellflugzeugs oder eines Hubschraubers vor zehn Jahren noch hunderte Euro, ist die entsprechende Technik heutzutage für jedermann bezahlbar, so Hans-Jürgen Engler vom Deutschen Modellfliegerverband.